Die deutschen Bischöfe
haben über die Möglichkeiten eines katholischen Fernsehsenders beraten. Bei einem
Studientag „Kirche und Medien“ im Rahmen der Vollversammlung der Bischofskonferenz
in Fulda informierten sie sich über technische Neuerungen und Veränderungen im Bereich
der Mediennutzung.
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sagte gegenüber Radio
Vatikan: „Wir haben uns informiert, welche Bedeutung das Fernsehen auch heute
noch hat. Einige sagen ja, es ist gar nicht mehr so wichtig, da es Internet gibt.
Wir sind heute überzeugt worden, dass Fernsehen wichtig ist. Jetzt müssen wir sehen,
welche Möglichkeiten es für uns gibt, auch wie die finanziellen Möglichkeiten für
uns sind, und dann entscheiden, ob und auch wie wir in die Fernseharbeit einsteigen.“
Der
langjährige Vorsitzende Kardinal Karl Lehmann hatte im gemeinsamen Gottesdienst am
Morgen einen engagierten aber auch umsichtigen und gleichzeitig qualitativ hochwertigen
Umgang der Kirche mit den Medien angemahnt. Das Evangelium sei eine „eminent öffentliche
Angelegenheit“, sagte der Mainzer Bischof. Es zur „privaten Anmutung“ zu machen, sei
„moderne Häresie“.
Erzbischof Schick plädierte denn auch für ein katholisches
Fernsehen, das die Bandbreite des Christentums in der Welt von heute zeigt:
„Wenn
es kommt, wird dieser katholische Fernsehkanal sicher das ganze kirchliche Leben abdecken,
das heißt Verkündigung, Liturgie und das Soziale, die Caritas.“
Referenten
beim Studientag waren Fernsehmacher und Renate Köcher vom Institut für Demoskopie
Allensbach. Sie stellte Daten und Schlussfolgerungen jüngster Studien vor.
„Man
kann sehen, dass vor allem engagierte Christen deutlich überdurchschnittlich die Printmedien
nutzen, dass sie im Fernsehbereich stärker die Öffentlich-Rechtlichen nutzen als der
Durchschnitt der Bevölkerung, weniger die privaten Kanäle, und dass sie auch stärker
informationsorientiert sind.“
Für die Medienarbeit der
Kirche entscheidend: Die Menschen haben heute viel mehr Möglichkeiten, sich zu informieren.
Entsprechend werde es auch nicht leichter, sie zu erreichen, so Renate Köcher. Mit
Sorge beobachtet sie die wachsende Anziehungskraft der Unterhaltungsmedien.
„Die
Fülle der Unterhaltungsangebote und der Spielemöglichkeiten halten viele jüngere Menschen
derzeit davon ab, sich für die Entwicklung der Gesellschaft zu interessieren. Die
Frage nach der Zukunft der Mediennutzung ist daher auch ein wenig die Frage, wie es
mit dem Informationsstand der Gesellschaft weiter geht.“
Zwar sollte die
Kirche sich auch dem Internet verstärkt widmen, Köcher ruft jedoch in Erinnerung,
dass das Internet bislang vor allem genutzt wird, um Informationen ganz gezielt abzufragen:
„Wenn die Leute genau wissen, was sie wissen wollen. Aber es ist sehr schwer,
über das Internet etwas an die Menschen heranzutragen, von dem sie nicht von vornherein
sagen: Das will ich wissen.“
Also nicht ohne detaillierte Kosten-Nutzen-Rechnung
und Anforderungsprofil im Gepäck auf den fahrenden Internet-Zug aufspringen:
„Nicht
einfach aufspringen, weil dieses Medium jetzt sehr stark angewachsen ist, sondern
man muss sich die verschiedenen Medien genau anschauen, wie sie genutzt werden, was
jemand vom Fernsehen, von den Printmedien etc. erwartet. Da kommt man für die verschiedenen
Medien zu ganz unterschiedlichen Antworten. Aber für jeden, der Kommunikation betreibt
und der die Menschen mit bestimmten Botschaften erreichen will, ist die Entwicklung
der Mediennutzung eine ganz entscheidende Frage.“
Wie haben die Bischöfe
auf die Argumente der Medienmacher und –forscher reagiert? Renate Köcher: „Mit
großem Interesse. Es gab eine große Diskussion.“