EU: Bartholomaios I. für EU-Mitgliedschaft der Türkei
Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel hat sich für eine Vollmitgliedschaft
der Türkei in der EU ausgesprochen. Das Land müsse allerdings die Kriterien für einen
Beitritt erfüllen, sagte das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie am Mittwoch im Europaparlament.
Dass es sich bei der Türkei um ein mehrheitlich muslimisches Land handele, dürfe kein
Hinderungsgrund sein. Mit seiner Forderung nach einem vollen EU-Beitritt sei er sich
mit der großen Mehrheit der türkischen Bevölkerung einig, so der Patriarch. Die großen
Religionen könnten dazu beitragen, Nationalismus und Fundamentalismus zu überwinden.
Bartholomaios I. bemängelte Defizite der Türkei bei den Menschenrechten und besonders
der Religionsfreiheit. Vor allem verlangte er eine Wiedereröffnung des 1971 von den
türkischen Behörden geschlossenen Priesterseminars Chalki und die Rückgabe von Kirchengütern.
Trotz des neuen Stiftungsgesetzes sei noch nicht abzusehen, ob es dazu kommen wird.
Ausdrücklich mahnte der Patriarch auch eine stärkere Beachtung der Orthodoxie in der
EU an. – Das orthodoxe Ehrenoberhaupt sprach im Rahmen des Europäischen Jahres des
interkulturellen Dialogs zu den Europaabgeordneten. Im Januar hatte bereits der syrische
Großmufti Scheich Ahmad Badr el Din Hassoun im Parlamentsplenum gesprochen. Im November
wird sich der Londoner Oberrabbiner Jonathan Sacks in Straßburg an die Abgeordneten
wenden.