D: Lehmann, „Religionen beten nebeneinander, nicht Miteinander“
Für eine notwendige
„Unterscheidung der Geister“ im interreligiösen Dialog hat sich der Vorsitzende der
Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Karl Lehmann ausgesprochen.
Gleichzeitig wandte er sich gegen das gemeinsam gesprochene Gebet von Angehörigen
verschiedener Religionen. Zwischen den Partnern des interreligiösen Dialogs brauche
es eine ebenbürtige Anerkennung nach dem klassischen Grundsatz „ein Gleicher redet
mit einem Gleichen“, sagte Lehmann an diesem Mittwoch in Fulda bei der Vorstellung
der zweiten aktualisierten Auflage der Arbeitshilfe „Leitlinien für das Gebet bei
Treffen von Christen, Juden und Muslimen“.
„Aber dies bedeutet nicht eine
Gleichschaltung und Gleichwertigkeit, schon gar nicht eine Gleichgültigkeit der Religionen
untereinander. Ich muss zunächst einmal den Gesprächspartner auf derselben Ebene annehmen
auf der ich selber bin, deswegen gibt es auch einen Vorschuss der Annahme des Anderen.
Vielmehr muss die Überzeugung vom Wahrheitsanspruch des eigenen Glaubens mit der Bereitschaft
und Öffnung zum Dialog mit den anderen Religionen einhergehen.“
Die Arbeitshilfe
richtet sich an die Verantwortlichen in Gemeinden, Schulen, Verbänden und Krankenhäusern.
Ihnen sollen konkrete Anregungen und Hilfen für religiöse Begegnungen mit Angehörigen
anderer Religionen an die Hand gegeben werden. Anders als früher spreche man nicht
mehr von „Feier“ und „multireligiös“, um Missverständnissen vorzubeugen.
„Die
auf dem Weltgebetstreffen in Assisi 1986 von Papst Johannes Paul II. formulierte Aussage,
nicht gemeinsam zu beten, sondern im Beisein des anderen und jeder für sich aus seiner
eigenen Tradition heraus, wird weiterhin als Grundlage des Textes unverändert und
durchgängig vertreten.“