D: Theologe, „Vatikan soll Luther zum Kirchenlehrer ernennen“
Der Vatikan könnte Martin Luther (1483-1546) nach Auffassung des katholischen Theologen
Bernd Jochen Hilberath zum „Lehrer der Kirche“ ernennen. Der Reformator sei zwar kein
römisch-katholischer, gleichwohl aber ein „katholischer Theologe“, sagte er am Samstag
in Wittenberg. Dessen Anfragen etwa an das Kirchenverständnis seien noch heute von
Bedeutung. In der katholischen Kirche tragen 33 Theologen den Ehrentitel Kirchenlehrer,
unter ihnen auch drei Frauen. Luther hatte mit dem Wittenberger Thesenanschlag
von 1517 die Reformation eingeleitet. Drei Jahre später wurde er wegen seiner Angriffe
gegen die Kirche mit dem Kirchenbann belegt und gilt für Katholiken seither als Häretiker.
Im Falle einer wechselseitigen Anerkennung der Kirchen sei auch die Exkommunikation
Luthers automatisch aufgehoben, betonte Hilberath. In jüngster Vergangenheit war mehrmals
über einen entsprechenden Schritt durch Papst Benedikt XVI. spekuliert worden. Der
Vatikan hatte dies aber als haltlos bezeichnet. Bis zu einer Anerkennung der Kirchen
sei es zwar noch ein weiter Weg, „aber wir sollten die Distanz zu diesem Ziel verkürzen
und dabei manches Gepäckstück abwerfen“, unterstrich Hilberath. Der Direktor des ökumenischen
Instituts an der Universität Tübingen äußerte sich bei einem Seminar der Luther-Gesellschaft
im Rahmen der Eröffnung der „Lutherdekade“, mit der die evangelische Kirche am Wochenende
in Wittenberg das Gedenken zum 500. Jahrestag der Reformation im Jahre 2017 einleitet.