2008-09-14 18:01:09

F: Kernsätze der Papstansprache an die französischen Bischöfe


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. hat in einer Grundsatzrede an die Bischöfe Frankreichs einige wichtige Herausforderungen für die Kirche des Landes benannt. Er unterstrich u.a. die Unersetzlichkeit des Weiheamtes, erneuerte sein Nein zur Homoehe und ermutigte, die Signale der französischen Regierung für eine „neue Laizität“ aufzugreifen. Lesen Sie hier die Kernsätze seiner Ansprache:

Die Aufgabe des Bischofs

Eure vor allem geistliche Sendung besteht darin, die notwendigen Bedingungen dafür zu schaffen, daß die Gläubigen „mit einer Stimme durch Jesus Christus dem Vater lobsingen“ (ebd., 4,2) können und auf diese Weise ihr Leben zu einer Opfergabe für Gott machen.

Die Katechese

Ihr seid zu Recht überzeugt davon, daß die Katechese von grundlegender Bedeutung ist, um in jedem Getauften den „Geschmack an Gott“ und das Verständnis für den Sinn des Lebens wachsen zu lassen. … Eine sorgfältige Vorbereitung der Katecheten wird eine unverkürzte Weitergabe des Glaubens ermöglichen, nach dem Vorbild des heiligen Paulus, dem größten Katecheten aller Zeiten, auf den wir während dieses 2000-Jahr-Jubiläums seiner Geburt mit besonderer Bewunderung blicken. „Verkünde das Wort, tritt dafür ein, ob man es hören will oder nicht … in unermüdlicher und geduldiger Belehrung“ (2 Tim 4,2).

Berufungspastoral

Um diese Aufgabe wirksam zu erfüllen, braucht Ihr Mitarbeiter. Aus diesem Grund verdienen es die Berufungen zum Priestertum und zum geweihten Leben, mehr denn je ermutigt zu werden. Liebe Mitbrüder im Bischofsamt, hört nicht auf, zum Priestertum oder zum geweihten Leben einzuladen, genauso wie Petrus auf Geheiß des Meisters seine Netze auswarf, obwohl er die ganze Nacht gearbeitet hatte, ohne etwas zu fangen.

Unersetzlichkeit des Weiheamtes

Man wird nicht oft genug wiederholen können, daß das Priestertum für die Kirche unentbehrlich ist, im Interesse der Laien selbst. Die Priester sind ein Geschenk Gottes an die Kirche. In dem, was die ihnen eigene Sendung betrifft, können die Priester ihre Aufgaben nicht den Gläubigen übertragen. … Wendet Eure Aufmerksamkeit ihrer menschlichen, intellektuellen und spirituellen Bildung zu sowie auch ihrem materiellen Unterhalt. Bemüht Euch trotz der Last Eurer Tätigkeiten, Euch regelmäßig mit ihnen zu treffen und sie als Brüder und Freunde zu empfangen.

Umstrittenes Motu Proprio

Im Motu Proprio Summorum Pontificum wurde ich dazu geführt, die Bedingungen für die Ausübung dieser Aufgabe zu präzisieren im Hinblick auf die Möglichkeit der Benutzung sowohl des Meßbuchs des seligen Johannes XXIII. (1962) als auch des Meßbuchs Papst Pauls VI. (1970). Einige Früchte dieser neuen Anordnungen haben sich schon gezeigt, und ich hoffe, daß die unerläßliche Beruhigung der Gemüter Gott sei Dank voranschreitet. Ich kann die Schwierigkeiten ermessen, denen Ihr begegnet, aber ich zweifle nicht daran, daß Ihr in absehbarer Zeit zu für alle befriedigenden Lösungen gelangen könnt, damit das nahtlose Gewand Christi nicht weiter zerrissen wird.

Die Familie – Wiederverheiratete Geschiedene - Nein zur Homoehe

Es gibt sicher ein Problem, das überall von besonderer Dringlichkeit ist: die Situation der Familie. Wir wissen, daß Ehepaare und Familien heute wahrhaften Stürmen entgegentreten. … Seit mehreren Jahrzehnten haben in verschiedenen Ländern Gesetze die Natur der Familie als Urzelle der Gesellschaft relativiert. Oft versuchen die Gesetze eher, sich den Lebensgewohnheiten und Forderungen von Einzelpersonen oder Sondergruppen anzupassen, als das Gemeinwohl der Gesellschaft zu fördern. … Zu Recht haltet Ihr – auch um den Preis, gegen den Strom zu schwimmen – an den Prinzipien fest, die die Stärke und die Größe des Ehesakramentes ausmachen. … Besonders schmerzlich ist das Problem der wiederverheirateten Geschiedenen. Die Kirche, die sich dem Willen Christi nicht widersetzen kann, hält unverbrüchlich an dem Prinzip der Unauflöslichkeit der Ehe fest, bringt aber zugleich große Zuneigung denjenigen Männern und Frauen entgegen, denen es aus verschiedenen Gründen nicht gelingt, es zu befolgen. Deshalb können Initiativen, die die Segnung von illegitimen Verbindungen anstreben, nicht zugelassen werden.

Jugendliche

Obwohl sie in einer Welt leben, die sie hofiert und ihren niedrigen Instinkten schmeichelt, und sie auch selbst die große Last eines schwer anzunehmenden Erbes tragen, bewahren die Jugendlichen eine Frische des Geistes, die meine Bewunderung hervorgerufen hat. … Während seiner ersten Reise nach Frankreich hat mein verehrter Vorgänger eine Ansprache an die Jugendlichen Eures Landes gerichtet, die nichts von ihrer Aktualität verloren hat und die damals mit unvergeßlicher Begeisterung aufgenommen wurde. „Der moralische Permissivismus macht die Menschen nicht glücklich“, rief er im Parc-des-Princes unter stürmischem Beifall aus. Der gesunde Menschenverstand, der die natürliche Reaktion seiner Zuhörerschaft bewirkt hat, ist nicht tot.

„Neue Laizität“

Die Hervorhebung der christlichen Wurzeln Frankreichs wird jedem Bewohner dieses Landes erlauben, besser zu verstehen, woher er kommt und wohin er geht. Folglich muß … ein neuer Weg gefunden werden, um im Alltag die grundlegenden Werte, auf denen die Identität der Nation aufgebaut ist, auszulegen und zu leben. Euer Präsident hat auf diese Möglichkeit hingewiesen. Die gesellschaftspolitischen Voraussetzungen für das alte Mißtrauen oder sogar für Feindseligkeit verschwinden allmählich. Die Kirche beansprucht für sich nicht die Stelle des Staates. Sie will sich nicht an die Stelle des Staates setzen.

Interreligiöser Dialog

Der Zweck des ökumenischen sowie des interreligiösen Dialogs, die sich sicherlich ihrer Natur und ihrer jeweiligen Zielsetzung nach voneinander unterscheiden, ist die Suche und die Vertiefung der Wahrheit. Es handelt sich um eine edle und für jeden gläubigen Menschen verpflichtende Aufgabe, weil Christus selbst die Wahrheit ist. … Sicher ist es notwendig, die verschiedenen unternommenen Initiativen aufmerksam zu verfolgen und diejenigen zu erkennen, die die gegenseitige Kenntnis und Achtung sowie den Dialog fördern, und andere, die in eine Sackgasse führen, zu vermeiden. Der gute Wille allein reicht nicht aus. Ich bin überzeugt, daß es zunächst des Zuhörens bedarf, um dann zur theologischen Diskussion überzugehen und schließlich zur Bezeugung und Verkündigung des Glaubens selbst zu gelangen (vgl. Lehrmäßige Note zu einigen Aspekten der Evangelisierung, 3. Dezember 2007, 12).

Frankreich braucht eine spirituelle Befreiung

Jetzt ist es vor allem notwendig, für eine spirituelle Befreiung tätig zu sein. Der Mensch hat es immer nötig, befreit zu werden von seinen Ängsten und Sünden. Der Mensch muß unaufhörlich lernen oder wieder lernen, daß Gott nicht sein Feind ist, sondern sein gütiger Schöpfer. Der Mensch braucht das Wissen, daß sein Leben einen Sinn hat und daß er am Ende seines irdischen Daseins erwartet wird, um auf ewig an der Herrlichkeit Christi im Himmel teilzuhaben. Eure Sendung besteht darin, den Eurer Sorge anvertrauten Teil des Gottesvolkes zur Erkenntnis dieses herrlichen Zieles zu führen.

(rv 14.09.2008 mc)








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