2008-09-13 13:10:00

Papstmesse im Zentrum von Paris: „Kein Gegensatz zwischen Vernunft und Glaube“


RealAudioMP3 260.000 Menschen haben am Samstag Morgen im Zentrum von Paris an einer großen Messe mit Papst Benedikt teilgenommen. Dabei rief der Papst sie dazu auf, modernen Götzen wie etwa der Geld- oder Machtgier nicht hinterherzulaufen.

Die Kulisse bei diesem Pontifikalamt hätte kaum prachtvoller sein können: Hinter dem Papstaltar die goldene Kuppel des Invalidendoms, unter der Napoleon begraben ist. Von der Seite herübergrüßend: die Spitze des Eiffelturms. Zu Füßen des Papstes schließlich: die Gärten der „Esplanade des Invalides“, der „Pont Alexandre III“, das Grand Palais, der Beginn der Champs-Elysées auf der anderen Seite der Seine. Und, bei strahlendem Sonnenschein, Tausende von Menschen - darunter viele junge Leute, aber auch bekannte Gesichter aus der Politik, etwa Premierminister Fillon, Justizministerin Dati (eine Muslimin), Innenministerin Alliot-Marie oder die Frau von Ex-Präsident Chirac. „Gehen wir zur Quelle des Lebens“, stand in großen Lettern auf dem Altar; das liturgische Gerät bei der Messe stammte zum großen Teil aus der Kathedrale Notre-Dame.

In seiner Predigt warnte Benedikt XVI. vor den Götzen der Moderne: „Haben denn nicht das Geld, die Gier nach Besitz, nach Macht und sogar nach Wissen den Menschen von seinem wahren Ziel abgebracht?“ Auch die Verklärung der Vergangenheit oder das Herstellen irdischen Glücks aus eigener Kraft buchte der Papst unter „Götzen“ und „Trugbildern“ ab. Mit Verve vertrat er hingegen (nicht zum ersten Mal), dass Glaube und Vernunft zusammengehören: „Niemals verlangt Gott ... vom Menschen, seine Vernunft zu opfern! Niemals tritt die Vernunft in einen wirklichen Gegensatz zum Glauben!“ Was den Menschen „von dieser Perspektive“ abbringe, sei „Götzenkult“ – „und die Vernunft selbst kann sich Götzen schmieden“. Der Papst rief junge „und weniger junge“ Leute dazu auf, sich der Frage nach einer Ordens- oder Priesterberufung zu stellen: „Habt keine Furcht, euer Leben Christus zu schenken! Nichts wird je den Dienst der Priester im Leben der Kirche ersetzen. Nichts wird je eine Messe für das Heil der Welt ersetzen!“

Noch vor der Messfeier hatte Benedikt eine Stippvisite direkt am Seine-Ufer eingelegt: Im „Institut de France“ enthüllte er eine Plakette. Sie erinnert daran, dass vor 16 Jahren der damalige Kardinal Ratzinger feierlich als Mitglied in eine Akademie des „Institut“ berufen wurde. An dem Termin in den Hallen der so genannten „Unsterblichen“ nahmen nur einige Auserwählte teil. Schon ein Kontrast zu den mehr als 200.000 Menschen, die anschließend zur Papstmesse vor den Invalidendom kamen...








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