Papstmesse im Zentrum von Paris: „Kein Gegensatz zwischen Vernunft und Glaube“
260.000 Menschen haben
am Samstag Morgen im Zentrum von Paris an einer großen Messe mit Papst Benedikt teilgenommen.
Dabei rief der Papst sie dazu auf, modernen Götzen wie etwa der Geld- oder Machtgier
nicht hinterherzulaufen.
Die Kulisse bei diesem Pontifikalamt hätte kaum prachtvoller
sein können: Hinter dem Papstaltar die goldene Kuppel des Invalidendoms, unter der
Napoleon begraben ist. Von der Seite herübergrüßend: die Spitze des Eiffelturms. Zu
Füßen des Papstes schließlich: die Gärten der „Esplanade des Invalides“, der „Pont
Alexandre III“, das Grand Palais, der Beginn der Champs-Elysées auf der anderen Seite
der Seine. Und, bei strahlendem Sonnenschein, Tausende von Menschen - darunter viele
junge Leute, aber auch bekannte Gesichter aus der Politik, etwa Premierminister Fillon,
Justizministerin Dati (eine Muslimin), Innenministerin Alliot-Marie oder die Frau
von Ex-Präsident Chirac. „Gehen wir zur Quelle des Lebens“, stand in großen Lettern
auf dem Altar; das liturgische Gerät bei der Messe stammte zum großen Teil aus der
Kathedrale Notre-Dame.
In seiner Predigt warnte Benedikt XVI. vor den Götzen
der Moderne: „Haben denn nicht das Geld, die Gier nach Besitz, nach Macht und sogar
nach Wissen den Menschen von seinem wahren Ziel abgebracht?“ Auch die Verklärung der
Vergangenheit oder das Herstellen irdischen Glücks aus eigener Kraft buchte der Papst
unter „Götzen“ und „Trugbildern“ ab. Mit Verve vertrat er hingegen (nicht zum ersten
Mal), dass Glaube und Vernunft zusammengehören: „Niemals verlangt Gott ... vom Menschen,
seine Vernunft zu opfern! Niemals tritt die Vernunft in einen wirklichen Gegensatz
zum Glauben!“ Was den Menschen „von dieser Perspektive“ abbringe, sei „Götzenkult“
– „und die Vernunft selbst kann sich Götzen schmieden“. Der Papst rief junge „und
weniger junge“ Leute dazu auf, sich der Frage nach einer Ordens- oder Priesterberufung
zu stellen: „Habt keine Furcht, euer Leben Christus zu schenken! Nichts wird je den
Dienst der Priester im Leben der Kirche ersetzen. Nichts wird je eine Messe für das
Heil der Welt ersetzen!“
Noch vor der Messfeier hatte Benedikt eine Stippvisite
direkt am Seine-Ufer eingelegt: Im „Institut de France“ enthüllte er eine Plakette.
Sie erinnert daran, dass vor 16 Jahren der damalige Kardinal Ratzinger feierlich als
Mitglied in eine Akademie des „Institut“ berufen wurde. An dem Termin in den Hallen
der so genannten „Unsterblichen“ nahmen nur einige Auserwählte teil. Schon ein Kontrast
zu den mehr als 200.000 Menschen, die anschließend zur Papstmesse vor den Invalidendom
kamen...