2008-09-12 16:40:34

Elysee-Palast: Papst warnt vor Spaltungen


RealAudioMP3 Zu Beginn seines Besuchs in Frankreich hat Benedikt XVI. den Dialog zwischen Kirche und Staat gewürdigt. In der ersten Ansprache im Pariser Elysée-Palast erinnerte der Papst an den wichtigen Beitrag der Religion für die ethischen Normen der Gesellschaft. Bei offiziellen Empfang am Sitz des Staatspräsidenten beklagte das Kirchenoberhaupt die wachsende Distanz zwischen Arm und Reich und rief zu konkreten Maßnahmen gegen den Klimawandel auf. Mit Blick auf die Europa-Politik warnte Benedikt XVI. vor „der Gefahr eines Widererstehens alten Misstrauens“. Frankreich aufgrund seiner Geschichte sei in der derzeitigen EU-Ratsspräsidentschaft dazu berufen, „Europa zu helfen,…den Frieden aufzubauen“.

Kernsätze der Ansprache:

Gegenwärtig erfreut sich die Kirche in Frankreich einer Ordnung der Freiheit. Das Misstrauen der Vergangenheit hat sich allmählich in einen sachlichen und positiven Dialog verwandelt, der sich zunehmend festigt. … Wir wissen, dass einige Bereiche des Dialogs noch offen sind, die wir mit Entschiedenheit und Geduld nach und nach in Angriff nehmen und bereinigen müssen.

Ich bin überzeugt, dass in dieser geschichtlichen Zeit, in der die Kulturen sich immer mehr verflechten, ein neues Nachdenken über den wahren Sinn und die Bedeutung der Laizität notwendig geworden ist. In der Tat ist es grundlegend, einerseits auf die Unterscheidung zwischen politischem und religiösem Bereich zu bestehen, um sowohl die Religionsfreiheit der Bürger als auch die Verantwortung des Staates, die er ihnen gegenüber hat, zu gewährleisten, und sich andererseits deutlicher der unersetzlichen Funktion der Religion für die Gewissensbildung bewusst zu werden und des Beitrags, den die Religion gemeinsam mit anderen zur Bildung eines ethischen Grundkonsenses innerhalb der Gesellschaft erbringen kann.

Besorgt bin ich über die soziale Situation der westlichen Welt, die leider durch eine schleichend wachsende Distanz zwischen Reichen und Armen gekennzeichnet ist. Ich bin sicher, dass es möglich ist, gerechte Lösungen zu finden, die über die notwendige unmittelbare Hilfe hinaus zum Kern des Problems vordringen, um die Schwachen zu schützen und ihre Würde zu fördern.

In einem wesentlich weiteren Rahmen beunruhigt mich auch der Zustand unseres Planeten. Mir scheint der Moment gekommen, konstruktivere Vorschläge zu machen, um das Wohl der kommenden Generationen zu gewährleisten.

Die Präsidentschaft der Europäischen Gemeinschaft stellt für Ihr Land eine Gelegenheit dar, die Bedeutung, die Frankreich gemäß seiner edlen Tradition den Menschenrechten und ihrer Förderung zum Wohl der einzelnen wie der Gesellschaft zumisst, zu bezeugen. Insbesondere angesichts der Gefahr eines Wiedererstehens alten Misstrauens, von Spannungen und Gegensätzen zwischen den Nationen, was wir heute mit Sorge beobachten, ist Frankreich dazu berufen, Europa zu helfen, innerhalb seiner Grenzen und auf der ganzen Welt den Frieden aufzubauen. … Dabei ist andererseits daran zu erinnern, dass "die nationale Identität selbst nur durch die Öffnung zu anderen Völkern und durch die Solidarität mit ihnen verwirklicht werden kann" (Nachsynodales Schreiben Ecclesia in Europa, Nr. 112).

(rv 12.09.2008 bp)








All the contents on this site are copyrighted ©.