Der Aufenthalt des Papstes in Frankreich ist kurz, und so ist keine Zeit für eine
spezielle ökumenische Begegnung. Nur mit den Juden trifft Benedikt XVI. sich - aus
Achtung ihrer Sabbatgebote - am Freitag Nachmittag. Raum für ein Treffen mit Vertretern
des Islam bleibt nicht, die sind am Freitag Abend zur Grundsatzrede über die Kultur
geladen. Das aber als mangelnde Wertschätzung zu interpretieren, davor warnt der Rektor
der Großen Moschee von Paris, Dalil Boubakeur im Gespräch mit Radio Vatikan. Seine
Erwartungen an den Papstbesuch:
„Wir erwarten in gewisser Weise eine Fortführung
der Botschaft Johannes Pauls II., für die er während seines gesamten Pontifikats stand
durch seine Besuche in muslimischen Ländern: die Beziehung lebendig zu halten und
einen auch theologischen Dialog zu führen. Wir zweifeln nicht an dem Willen des Pontifex,
den Muslimen zu begegnen und mit ihnen offenherzig zu sprechen.“
Heute
gehe es vor allem um ein gutes Miteinander, ein Anliegen, das die Muslimen mit den
Christen teilen.
„Es ist eine Notwendigkeit der Gegenwart, dass Muslime
und Christen sich zusammentun, um die Werte zu verteidigen, die wir zutiefst teilen,
um die Zukunft des Menschen zu verteidigen in einer Welt, die durch die Globalisierung
und den ökonomischen Austausch leider dazu neigt, die Menschlichkeit, diesen uns eigenen
Humanismus zu vergessen.“
Boubakeur würdigt Benedikt XVI. als einen Papst,
der „die großen Prinzipien des Christentums im Geist des Monotheismus zusammenhält“.
„Seine
auch kritischen Wortmeldungen im Geist des Evangeliums sind heute mehr denn je notwendig,
um den Menschen mit sich selber zu versöhnen und ihn von seiner Entfremdung und Entmenschlichung
aufgrund des technischen Fortschritts zu bewahren. Er hilft also, die Beziehungen
zwischen den Gläubigen aller Glaubensrichtungen wieder zu stärken, besonders die zwischen
Christen und Muslimen, die im übrigen einander so nahe stehen.“