Die Trennung von Kirche und Staat ist derzeit die größte Herausforderung für die Bischöfe
in Paraguay. Nach der Wahl des früheren Bischofs Fernando Lugo zum Präsidenten legen
die Kirchenvertreter trotz enger Zusammenarbeit gerade in sozialen Fragen Wert auf
die Tatsache: Die Kirche mischt sich nicht in die Regierung ein. Lugo hatte am 15.
August sein Amt angetreten. Paraguays Bischöfe berichteten jetzt im Rahmen der Ad
Limina-Besuche dem Papst von der Situation im Land. Bischof Ignazio Gogorza Izaguirre
von Encarnaciòn sagte gegenüber Radio Vatikan: „Das politische Szenario verändert
sich. Bislang hatten wir einen Präsidenten, der keine besonderen Sympathien für den
Katholizismus hegte, und rund 60 Jahre lang die gleiche Regierung. Jetzt haben wir
einen neuen Präsidenten, den früheren Bischof von San Pedro, einen unserer Mitbrüder
also, der laisiert ist. Es gibt das Bedürfnis, der Korruption, die die Gesellschaft
Paraguays durchsetzt, ein Ende zu setzen. Gleichzeitig steigen die Erwartungen auf
wirtschaftliche, soziale und politische Neuerungen. Die Meinungsfreiheit ist größer.
Da der neue Präsident ein Ex-Bischof ist, denken jetzt viele, dass die Kirche an der
Regierung beteiligt ist.“ 91 Prozent der Bevölkerung in dem südamerikanischen
Land sind katholisch. In einer gemeinsamen Botschaft haben Paraguays Bischöfe öffentlich
erklärt: „Kirche und Staat sind nicht identisch.“ Bischof Gogorza: „Wir wollten
klar stellen, dass die Kirche eine unabhängige Institution ist und die Linie beibehalten
wird, die sie schon gegenüber den Vorgängerregierungen gefahren ist: die einer Kirche,
die das Wort Gottes verkündet und prophetisch ist. Zusammenarbeit zwischen Kirche
und Staat wird es von Mal zu Mal in einzelnen Projekten geben, in den Bereichen Erziehung
und Soziales etwa, aber immer unter Wahrung der institutionellen Autonomie.“ (rv
10.09.2008 bp)