Die Kirche dringt weiter auf eine baldige Aufnahme christlicher Flüchtlinge aus dem
Irak. Die Lage vieler geflohener Christen und Angehöriger anderer religiöser Minderheiten
in den Nachbarländern sei bedrückend. Das sagte der Leiter des Katholischen Büros
bei der Bundesregierung, Prälat Karl Jüsten, gegenüber der KNA. Die Europäische Union
und die Bundesregierung sollten rasch eine Lösung finden. Jüsten hatte mit Bundestagsabgeordneten
aller Fraktionen die Türkei bereist und dabei auch Gespräche mit chaldäischen Christen
aus dem Irak geführt. Viele Flüchtlinge säßen auf gepackten Koffern und suchten ein
Aufnahmeland, betonte er. Für die Flüchtlinge, die die Gewalt gegen Christen im Irak
zum Teil selbst erlebt hätten, gebe es meist keine Rückkehr-Perspektive. Nur kurz
zuvor war die Tötung zweier im Irak entführter Christen bekanntgeworden. In einem
Fall hatte die Familie des Opfers den Entführern noch Lösegeld gezahlt. - Seit Monaten
steht eine Aufnahme verfolgter Menschen aus dem Irak in EU-Staaten oder Deutschland
zur Debatte. Die Kirchen in Deutschland plädieren für eine Kontingentlösung, bei der
die Betroffenen auch Anspruch auf eine Arbeitserlaubnis und auf Integrationsmaßnahmen
haben. Seit dem Berlinbesuch des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki Ende
Juli verfolgt das Bundesinnenministerium einen abwartenden Kurs in der Flüchtlingsfrage.
Nach kirchlichen Angaben ist die Hälfte der irakischen Christen seit Kriegsbeginn
2003 geflohen. Offiziellen Schätzungen zufolge leben derzeit insgesamt 2,7 Millionen
Menschen als Vertriebene im Irak und rund zwei Millionen außerhalb des Landes, vor
allem in den Nachbarstaaten. (kna 09.09.2008 sk)