Vor knapp einer Woche
war Ingrid Betancourt beim Papst – und hat im Umfeld Benedikts Eindruck hinterlassen.
Die frühere Präsidentschaftskandidatin war erst vor kurzem vom kolumbianischen Militär
aus der Hand der FARC-Rebellen befreit worden, nach sechsjähriger Geiselhaft. Eine
Erfahrung, die sie ohne ihren Glauben nicht überstanden hätte, sagt Ingrid Betancourt.
Vatikansprecher Pater Federico Lombardi erinnert an diesem Wochenende an einen Appell
Frau Betancourts an ihre Ex-Entführer:
„ `Ich möchte der FARC sagen: Die Welt
schaut auf euch und bittet euch, das Herz zu öffnen und Gefühle der Liebe und Vergebung
zuzulassen statt Hass und Rache. Vertraut nicht länger auf Verbrechen und Waffen.
Hört auf alle Kolumbianer – die, die so denken wie ihr, und auch die anderen.` Nachdem
sie vom Papst empfangen wurde, hat sich Ingrid Betancourt mit diesen Worten an die
Chefs der Guerilla gewandt, die ja heute noch Hunderte von Geiseln in ihrer Gewalt
haben.“
Der Jesuit macht sich diesen Appell der Betancourt zu eigen und hofft
auf Widerhall.
„Dieses Zeugnis ist reich an spirituellen und christlichen Zügen.
Vielleicht wird es von einer weltlichen Mentalität nicht sehr ernst genommen, aber
in einer so langen Gefangenschaft ändert sich die Sicht auf das, was im Leben wirklich
zählt. Das bezeugt nicht nur Ingrid, sondern auch viele andere, denen es ähnlich ergangen
ist. Ich hoffe, dass Ingrid ihre Friedensbotschaft weiter wird verkünden können. Sie
ist der wertvollste Beitrag, den diese zerbrechliche Frau, die wunderbarerweise aus
dem Dschungel wiederaufgetaucht ist, unserer an Hass erkrankten Welt geben kann.“
Die
Worte des Vatikansprechers dürfte man auch in Oslo beachten, wo über die Vergabe des
nächsten Friedensnobelpreises entschieden wird. Ingrid Betancourt gehört zu den Kandidaten
für die Auszeichnung.