An der Realität vorbei gehen nach Auffassung des Deutschen Caritasverbandes die Vorschläge
von Wirtschaftswissenschaftlern, die Hartz-IV-Sätze abzusenken. „Wer solche Berechnungen
anstellt, kennt den Alltag von Menschen nicht, die Hartz IV bekommen“, erklärt der
Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher. Die Erfahrungen in den Beratungsstellen,
aber auch in den Kleiderkammern und Tafeln der Caritas zeigten, dass es für die Bezieher
von Hartz IV schon jetzt nicht einfach sei, bis zum Monatsende mit dem Geld auszukommen.
Selbst bei sparsamem Wirtschaften reiche das Geld oft nicht. Kämen dann zusätzliche
Anforderungen, wie beispielsweise die Anschaffung von Schulmaterial zu Beginn eines
Schuljahres, sei dies für viele Familien ein fast unlösbares Problem. Die Caritas
fordert seit langem eine Erhöhung der Regelsätze, die sich am tatsächlichen soziokulturellen
Bedarf ausrichten. „Zum Leben gehört mehr als Nahrung. Menschen müssen am kulturellen
und sozialen Leben in der Gesellschaft teilhaben können“, macht Neher deutlich. Er
warnt vor einer Neid-Debatte, in der der Eindruck erweckt werde, Menschen, die auf
staatliche Unterstützung angewiesen seien, würden es sich leicht machen.