2008-09-04 15:45:19

Vatikan/Deutschland: Wie tot ist hirntot?


RealAudioMP3 Der Vatikan will an seiner positiven Bewertung von Organspenden festhalten. Es gebe "keinerlei Änderungen" in der Frage des Verständnisses von Tod, sagte der für Krankenpastoral und Medizinethik zuständige Kurienkardinal Javier Lozano Barragan nun der römischen Tageszeitung "La Repubblica". Aus Sicht der katholischen Kirche bleibe die Hirntod-Definition gültig, nachdem das Ausbleiben messbarer Hirnströme über einen Zeitraum von mindestens sechs Stunden den Tod des Menschen anzeige. Die Debatte darüber, wann man einen Menschen für tot erklären kann, hatte ein Artikel in der Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ losgetreten, der darlegte, warum die seit vierzig Jahren geltenden Kriterien nicht mehr zeitgemäß seien. Wir haben Anton Losinger, Weihbischof in der Diözese Augsburg und Mitglied des deutschen Ethikrates, zu diesem Thema befragt.

„Wir müssen irgendeinen Punkt nennen an dem wir sagen: Jetzt müssen wir uns von diesem Menschen im Tod verabschieden. Und derzeit muss man in der Tat feststellen, gibt es keine zuverlässigere und auch keine naturwissenschaftlich und medizinisch verlässlichere Weise der Feststellung als die des Hirntodes, die wir bisher hatten.“

Ein solcher Zeitpunkt sei nicht nur wichtig für die Angehörigen, sondern auch im Hinblick auf medizinische und rechtliche Fragen, zum Beispiel bei Organtransplantationen.

„Denn gerade die Frage der Organspende muss ja der Todeszeitpunkt in einer Weise festgestellt werden, dass er für alle Menschen vertrauenswürdig und verlässlich ist. Niemand würde einen Organspendeausweis unterzeichnen, wenn er nicht wüsste, dass tatsächlich erst im Augenblick des Eintritts des Todes die Entnahme eines Organs vorkommen würde.“

 
(rv 04.09.2008 jl/wh)








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