Der Vatikan will an
seiner positiven Bewertung von Organspenden festhalten. Es gebe "keinerlei Änderungen"
in der Frage des Verständnisses von Tod, sagte der für Krankenpastoral und Medizinethik
zuständige Kurienkardinal Javier Lozano Barragan nun der römischen Tageszeitung "La
Repubblica". Aus Sicht der katholischen Kirche bleibe die Hirntod-Definition gültig,
nachdem das Ausbleiben messbarer Hirnströme über einen Zeitraum von mindestens sechs
Stunden den Tod des Menschen anzeige. Die Debatte darüber, wann man einen Menschen
für tot erklären kann, hatte ein Artikel in der Vatikanzeitung „Osservatore Romano“
losgetreten, der darlegte, warum die seit vierzig Jahren geltenden Kriterien nicht
mehr zeitgemäß seien. Wir haben Anton Losinger, Weihbischof in der Diözese Augsburg
und Mitglied des deutschen Ethikrates, zu diesem Thema befragt.
„Wir müssen
irgendeinen Punkt nennen an dem wir sagen: Jetzt müssen wir uns von diesem Menschen
im Tod verabschieden. Und derzeit muss man in der Tat feststellen, gibt es keine zuverlässigere
und auch keine naturwissenschaftlich und medizinisch verlässlichere Weise der Feststellung
als die des Hirntodes, die wir bisher hatten.“
Ein solcher Zeitpunkt sei
nicht nur wichtig für die Angehörigen, sondern auch im Hinblick auf medizinische und
rechtliche Fragen, zum Beispiel bei Organtransplantationen.
„Denn gerade
die Frage der Organspende muss ja der Todeszeitpunkt in einer Weise festgestellt werden,
dass er für alle Menschen vertrauenswürdig und verlässlich ist. Niemand würde einen
Organspendeausweis unterzeichnen, wenn er nicht wüsste, dass tatsächlich erst im Augenblick
des Eintritts des Todes die Entnahme eines Organs vorkommen würde.“