Die Ausschreitungen gegen Christen im indischen Bundesstaat Orissa waren keine vereinzelten
und spontanen Aktionen, sondern „gut organisiert und geplant“. Das sagte der Sprecher
der indischen Bischofskonferenz, Babu Joseph, gegenüber dem vatikanischen Pressedienst
Fides. Die Hindu-Extremisten hätten versucht, „gegen alle Gläubigen und gegen alle
christlichen Symbole“ vorzugehen, um „jede Spur des Christentums in der Region auszulöschen“,
so der Bischofssprecher.
Die mehreren Tausend in die Wälder geflüchteten
Christen hielten sich jetzt in Flüchtlingslagern auf und würden voraussichtlich nicht
wieder in ihre Dörfer zurückkehren. Man werde sie in einer anderen Region ansiedeln,
um sie vor neuerlichen Gewalttaten zu schützen, so der Sprecher. Die Kirche erstelle
soeben eine erste Bilanz der Vernichtung, allerdings seien die Schauplätze im Distrikt
Kandhamal vorerst unzugänglich. Ausschließlich Regierungsmitglieder und Polizisten
hätten im Moment Zutritt, erklärte der Bischofssprecher. Augenzeugen allerdings hätten
von „unsäglichen und blinden Gewalttaten“ berichtet, von tausenden zerstörten Häusern
und mehreren Hundert geplünderten und abgebrannten Kirchen. Inzwischen hat der Erzbischof
von Cuttack eine Petition beim Höchsten Gericht Indiens eingereicht, die Gewaltwelle
gegen die Christen von der Zentralen Aufklärungsbehörde CBI untersuchen zu lassen,
weil es sich nicht um ein lokales, sondern ein nationales Problem handele. Die
Welle antichristlicher Gewalt begann am 25. August als Reaktion auf die Ermordung
eines Hindunationalisten und vier seiner Mitstreiter, die einen Feldzug gegen Bekehrungen
zum Christentum geführt hatten. Die Behörden vermuteten die Täter von Anfang an in
den Kreisen von maoistischen Untergrundkämpfern; inzwischen liegt auch ein Bekenntnis
einer dieser Gruppe vor. Dennoch starteten die Hindufundamentalisten vehemente Angriffe
gegen die christliche Minderheit. Offiziell starben 16 Menschen. In insgesamt zwölf
Distrikten kam es zu Überfällen auf rund 40 Kirchen und andere christliche Einrichtungen,
darunter Waisenheime und Internate. (apic 04.09.2008 gs)