Generalaudienz: Benedikt XVI. zum Damaskus-Erlebnis
Das Christentum ist
nach den Worten von Papst Benedikt XVI. keine Philosophie oder ein Moralkodex, sondern
gründet in der persönlichen Begegnung mit Christus. Auch dem Völkerapostel Paulus
sei bei seiner Bekehrung „nicht nur der historische Jesus, sondern der lebendige Christus
erschienen“, sagte der Papst bei der Generalaudienz am Mittwoch im Vatikan. Zugleich
rief er die rund 8.000 Besucher zum Bekenntnis ihres Glaubens auf. Der gekreuzigte
und auferstandene Christus bestimme die Identität der Christen. Wer das erkannt habe,
müsse diese Einsicht weitergeben. Wie in der Vorwoche stellte Benedikt XVI. die Biografie
des Paulus in den Mittelpunkt seiner Ansprache in der Audienzhalle. Die Pilger und
Besucher rief er zum Besuch der Paulus-Orte in Rom auf. Hier seine Worte in deutscher
Sprache: „In der Reihe der Katechesen über den heiligen Paulus wollen wir uns
heute dem so genannten Damaskuserlebnis zuwenden. Dreimal wird dieses prägende Ereignis
in der Apostelgeschichte erzählt. Demnach war Saulus, wie Paulus ursprünglich hieß,
mit dem Auftrag unterwegs, die Christen aufzuspüren, zu verhaften und nach Jerusalem
zu bringen. In der Nähe von Damaskus wurde er jedoch von einem hellen Licht umstrahlt;
er stürzte zur Erde und hörte die Stimme Jesu: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?”
(Apg 9, 4). Nach der Vision war Paulus erblindet, doch als der Christ Hananias ihm
in Damaskus die Hände auflegte, fiel es wie Schuppen von seinen Augen und, vom Heiligen
Geist erfüllt, ließ er sich taufen. Diese ausführliche Erzählung in der Apostelgeschichte
steht in einem gewissen Kontrast zu den eher nüchternen Aussagen darüber in den Paulusbriefen.
Dort schildert der Völkerapostel keine Einzelheiten und deutet das Ereignis weniger
als seine Bekehrung, sondern als eine persönliche Begegnung mit Christus, die ihm
den Anstoß gibt, alles Vorherige als Unrat aufzugeben (Phil 3, 8) und stattdessen
unermüdlich als Zeuge des Auferstandenen zu wirken. Paulus zeigt uns die zentrale
Bedeutung der Person Christi für unseren Glauben: Ihm ist nicht nur der historische
Jesus, sondern der lebendige Christus erschienen. Dieser Christus bestimmt unsere
Identität als Christen; in ihm, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, finden wir den
tiefsten Sinn unseres Lebens. Wer das erkannt hat, kann diese Wahrheit nicht mehr
für sich behalten, er muss sie weitergeben. Ein frohes „Grüß Gott” sage
ich allen deutschsprachigen Pilgern und Besuchern, besonders den Kirchenchören aus
der Diözese Eichstätt mit ihrem Bischof. In diesem Paulusjahr lade ich euch alle ein,
den Spuren des großen Apostels nachzugehen, seine Briefe zu lesen und zu meditieren
und auch die an ihn erinnernden Orte, von denen einige sich in Rom befinden, zu besuchen.
Der Herr geleite euch auf euren Wegen! (rv 03.09.2008 bg)