Die Situation in Darfur
wird immer kritischer. Wegen mangelnder Sicherheit für ihre Mitarbeiter hat die Welthungerhilfe
deswegen die Verteilung von Nahrungsmitteln in der sudanesischen Krisenregion gestoppt.
Mehrfach waren jüngst Mitarbeiter der Organisation ausgeraubt und mit dem Tod bedroht
worden. Kriminelle nutzten die chaotische Sicherheitslage aus und würden zunehmend
brutaler, so die Organisation. Wir haben mit dem italienischen Comboni-Missionar Franco
Moretti gesprochen, der kürzlich vor Ort in den Flüchtlingslagern von Kalma war.
„Die
Zentralregierung kontrolliert alles, sie kontrolliert auch die internationalen Hilfen;
oft hindert sie humanitären Organisationen daran, rechtzeitig Hilfe zu bringen. Insgesamt
wird die Situation immer kritischer. Als es den Genozid in Ruanda gab, hat man gesagt:
‚Nie wieder ein zweites Ruanda’. In Wahrheit sind wir auf dem besten Weg dorthin.
Man spricht inzwischen von über 400.000 Toten.“
Pater Moretti fordert einen
entschiedenen Eingriff der internationalen Gemeinschaft.
„Doch die will
das nicht, denn es heißt, ein Haftbefehl gegen den Präsidenten Al-Bashir könnte den
Friedensprozess behindern. Tatsache ist aber, dass der Friedensprozess im Süden schon
längst entgleist ist und es im Darfur nie einen wirklichen Friedensprozess gegeben
hat.“
Der Konflikt sei tragischerweise in eine Sackgasse geraten, so der
italienische Ordensmann.
„Die sudanesische Regierung will Darfur nicht verlieren.
Bis jetzt hat man dort keine großen Bodenschätze entdeckt, aber man glaubt, Uran und
Edelmetalle finden zu können. Außerdem will Khartum das Gesicht nicht verlieren: Darfur
ist ein Landesteil so groß wie Frankreich. Doch wer Darfur besucht, spürt sofort,
dass dieses Land von der Zentralregierung vernachlässigt wird.“