Im ostindischen Bundesstaat
Orissa haben in der Nacht zum Dienstag radikale Hindus erneut christliche Einrichtungen
angegriffen, darunter ein Waisenhaus. Laut Polizeiangaben wurden am Montag im abgelegenen
Bezirk Kandhamal vier christliche Kirchen sowie acht Wohnhäuser in Brand gesteckt.
Drei Menschen starben, ein Priester wurde verletzt. Der Erzbischof von Orissa, Raphael
Cheenath, berichtet gegenüber Radio Vatikan von den jüngsten Attacken:
„Hier
steht alles in Flammen: ein Pastoralzentrum, eine Sozialstation, Klöster und Kirchen
wurden angezündet. Auch das Bischofshaus wurde angegriffen. Zwei Priester – so wurde
mir berichtet – wurden gezwungen, auf Motorräder zu steigen, seither sind sie verschwunden.“
Die
Ordnungskräfte seien zwar präsent, erreichten aber kaum etwas, so der Erzbischof:
„Die
Polizei konnte einige Priester und Ordensfrauen schützen, in anderen Fällen sagten
sie, dass ihre Kräfte nicht ausreichten, sie seien wehrlos. Einige hilfesuchende Priester
und Ordensleute wurden von der Polizei weggeschickt. ,Helft euch selbst, wir können
es nicht’, hat man ihnen gesagt. ,Rettet euch selbst.’“
Auslöser für die
jüngste Gewaltwelle in Ost-Indien ist der Anschlag auf einen Hinduführer, bei dem
in Kandhamal vergangene Woche insgesamt fünf Menschen getötet wurden. Die Hindus machen
Christen verantwortlich. Die Polizei vermutet jedoch maoistische Rebellen hinter der
Tat. - Die Region ist eine Brutstätte religiöser Gewalt. Radikale Hindus werfen christlichen
Missionaren seit langem vor, arme Mitglieder niedriger Kasten gezielt abzuwerben und
finanziell für den Religionswechsel zu belohnen. An Weihnachten wurde bei Kämpfen
ein Mensch getötet, mehrere Gotteshäuser und Tempel wurden beschädigt. 1999 tötete
ein hinduistischer Mob in Orissa einen australischen Missionar und seine beiden Kinder.
Sie verbrannten in ihrem Auto, das von der Menge angezündet worden war. (rv/asianews/ap/misna
26.08.2008 bp)