2008-08-24 14:23:22

Papst warnt vor neuem Nationalismus


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. sorgt sich über den offenbar neu aufkommenden Nationalismus, der sich am Kaukasuskonflikt entzündete. Ohne einzelne Länder zu benennen, warnte er beim Angelusgebet in Castel Gandolfo davor, „neuen Situationen mit alten Systemen“ zu begegnen und rief den Vereinten Nationen ihre Rolle als Schlichter in Erinnerung.

„Bitter müssen wir feststellen, dass das Klima des Vertrauens und der Zusammenarbeit zwischen den Nationen sich zu verschlechtern droht. Wie soll man in den gegenwärtigen Umständen nicht an die Mühe der Menschheit erinnern, ein gemeinsames Gewissen zu bilden und eine „Familie der Nationen“ zu sein, wie es Papst Johannes Paul II. das Ideal der UNO-Vollversammlung benannt hat?“

Es gelte, so der Papst,

„die Rückkehr zu nationalistischen Frontstellungen abzuwenden, die zu anderen Zeiten solch tragische Konsequenzen gezeitigt haben.“

Die jüngsten Vorkommnisse hätten in vielen Menschen das Vertrauen geschwächt, dass ähnliche Erfahrungen definitiv der Vergangenheit angehörten. Benedikt riet dazu, in dieser Lage dennoch nicht pessimistisch, sondern aktiv zu werden,

„damit die Versuchung zurückgewiesen werde, neuen Situationen mit alten Systemen zu begegnen. Gewalt ist abzulehnen! Die moralische Kraft des Rechtes, ausgewogene und transparente Verhandlungen, um die Kontroversen zu schlichten – angefangen bei jenen, die mit dem Verhältnis zwischen territorialer Unversehrtheit und Selbstbestimmung der Völker zu tun haben - , Treue zum eigenen Wort, Suche nach dem Gemeinwohl: Das sind die Wege, die man gehen muss, um den heutigen und zukünftigen Generationen Zeiten der Eintracht sowie moralischen und zivilen Fortschritt zu sichern.“

Wie am Samstag bekannt wurde, hat Papst Benedikt über die Caritas rund 85.000 Euro für Flüchtlinge des Georgien-Konflikts gespendet. Sowohl die georgische Regierung als auch das orthodoxe Patriarchat des Landes hätten die katholische Kirche um humanitäre Hilfe gebeten, sagte der Apostolische Administrator für die lateinischen Katholiken im Kaukasus, Bischof Giuseppe Pasotto. Im orthodoxen Georgien habe für Aufsehen gesorgt, dass sich das katholische Kirchenoberhaupt so entschieden zu dem Konflikt geäußert habe, so Pasotto. Benedikt XVI. hatte bereits an den beiden vergangenen Sonntagen zum Frieden in Georgien aufgerufen. -

Die Kirche darf sich nicht mit einer einzelnen Nation oder Kultur identifizieren, sondern muss „die Kirche aller Völker sein“. Das sagte Benedikt XVI. vor dem Angelusgebet in Castelgandolfo. Er sehe sein Amt in der Nachfolge des Heiligen Petrus als Dienst für die Einheit aller Menschen. „Vor der enormen Verantwortung dieser Aufgabe werden mir immer mehr die Verpflichtung und die Bedeutung des Dienstes für Kirche und Welt bewusst, den der Herr mir anvertraut hat“, so Benedikt XVI. in seiner kurzen italienischen Ansprache. Auf Deutsch sagte der Papst:

„Ganz herzlich grüße ich die deutschsprachigen Pilger und Besucher. Heute heiße ich besonders die Mitglieder der „Geistlichen Familie Das Werk“ willkommen, die in diesen Tagen eine Pilgerreise auf den Spuren des heiligen Paulus unternehmen. In der zweiten Lesung des heutigen Sonntags rühmt Paulus die Weisheit Gottes, die in seiner unendlichen Liebe ihren Ursprung hat. Der Herr schenkt uns seine Liebe und damit schenkt er sich selbst. Wir sind eingeladen, Gottes Helfer zu sein und seine Güte in der Welt sichtbar zu machen. – Der Heilige Geist begleite euch auf euren Wegen.“
(rv 24.08.2008 gs)








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