2008-08-24 18:12:30

Frankreich: "Es geht zuerst um die Seele"


RealAudioMP3 Lourdes bereitet sich auf den Papstbesuch vor. Benedikt XVI. kommt Mitte September in den südwestfranzösischen Marienwallfahrtsort – als einer von neun Millionen Pilgern, die in diesem Jubiläumsjahr dort erwartet werden. Vor 150 Jahren erschien die Gottesmutter der 14-jährigen Bernadette Soubirous. Seit damals reißt der Pilgerstrom nicht ab, auch weil es in Lourdes in diesen 150 Jahren zu amtlich nachgewiesenen Wunderheilungen kam. Wir sprachen in unserem Wocheninterview mit P. Uwe Barzen OMI, der seit mehreren Jahren als Pilgerseelsorger in Lourdes wirkt, und fragten ihn zunächst, ob die Wallfahrer in erster Linie wegen der Wunder kommen.

„Viele kommen zur Wallfahrt nach Lourdes, weil sie neugierig auf den Ort sind. Andere kommen jedes Jahr, weil sie spüren, dass es gut für ihre Seele ist, ein paar Tage aufzutanken. Natürlich kommen auch viele Kranke, die sich auch eine Besserung ihres Zustandes erhoffen oder sogar eine Heilung. Aber das kommt nur sehr selten vor, deshalb warne ich immer davor, dass man zu große Erwartungen in dieser Hinsicht hat. Aber die meisten, die kommen und nicht gesund werden, fühlen doch sich innerlich gestärkt, sodass es nicht umsonst ist, dass man hier nach Lourdes kommt.“

Bernadette und auch die Gottesmutter Maria sind letztlich Nebenpersonen, die die Aufgabe haben, auf Christus zu verwiesen. Ist das allen klar, die kommen?

„Es ist auf jeden Fall so, dass die Leute spüren, dass Gott im Mittelpunkt steh. Wir haben täglich viele Gottesdienste, die eucharistische Prozession, praktisch eine Fronleichnamsprozession, in der Christus im Allerheiligsten Sakrament durch den Wallfahrtsbezirk getragen wird, und jeden Tag schließt der Tag an der Grotte mit einer eucharistischen Anbetung. Der Mensch wird so schon klar, dass es hier um Christus geht, dass Maria zu Christus führen will.“

Wie würden Sie den Geist des Ortes beschrieben?

„Was man hier spüren kann, ist die Weltkirche. Ein Volk aus allen Nationen, wie es in der Heiligen Schrift heißt. Besonders deutlich wird das abends bei der Lichterprozession, so das Gegrüßet seist du Maria in vielen Sprachen gebetet wird. Kennzeichnend für den Ort ist auch die Hilfsbereitschaft für die Kranken und Behinderten. Es sind ja Tausende von ehrenamtlichen Helfern, die sich da einsetzen.“

Technisch betrachtet waren die Marienerscheinungen von Lourdes Privatoffenbarungen. Diese gehören nicht zum Glaubensgut der Katholischen Kirche. Wofür steht denn dann Bernadette Soubirous?

„Bernadette hat eine wunderbare Erfahrung gemacht. Wir brauchen auch selbst immer wieder Erfahrungen, die unseren Glauben bestärken. Da ist ein Ort wie Lourdes oder andere Wallfahrtsorte eine gute Möglichkeit, aus dem Alltag herauszukommen, sich auf den Weg zu machen, Exerzitien auf Rädern zu machen. Die Botschaft von Lourdes hilft ja auch dabei, in sich hinein zu blicken – gerade die Botschaft der Buße. Wir sehen ja, wie viele hier zur Beichte kommen. An diesem Ort geht es nicht nur um die Heilung des Leibes, sondern vor allem geht es um das Heil der Seele.“

Als Sie als Schüler zum ersten Mal an diesen Ort gekommen sind, haben Sie der Rummel und die Geschäftsmacherei in Lourdes so sehr gestört, dass Sie sich vorgenommen haben, nie mehr hinzugehen. Es hat sich dann anders für Sie entwickelt – was raten Sie Menschen, die heute zum ersten Mal nach Lourdes kommen?

„Ich denke man sollte die Pilger, wenn man in organisierten Wallfahrten kommt, darauf vorbereiten und all das, was wir als Kitsch bezeichnen, da sollte man, denke ich, auch nicht so arrogant sein, sondern anderen gefällt es, also lassen wir das den anderen. Wichtig ist, dass man da auch eine gewisse Liberalität an den Tag legt.“
(rv 24.08.2008 gs)










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