Lourdes bereitet sich
auf den Papstbesuch vor. Benedikt XVI. kommt Mitte September in den südwestfranzösischen
Marienwallfahrtsort – als einer von neun Millionen Pilgern, die in diesem Jubiläumsjahr
dort erwartet werden. Vor 150 Jahren erschien die Gottesmutter der 14-jährigen Bernadette
Soubirous. Seit damals reißt der Pilgerstrom nicht ab, auch weil es in Lourdes in
diesen 150 Jahren zu amtlich nachgewiesenen Wunderheilungen kam. Wir sprachen in unserem
Wocheninterview mit P. Uwe Barzen OMI, der seit mehreren Jahren als Pilgerseelsorger
in Lourdes wirkt, und fragten ihn zunächst, ob die Wallfahrer in erster Linie wegen
der Wunder kommen.
„Viele kommen zur Wallfahrt nach Lourdes, weil sie neugierig
auf den Ort sind. Andere kommen jedes Jahr, weil sie spüren, dass es gut für ihre
Seele ist, ein paar Tage aufzutanken. Natürlich kommen auch viele Kranke, die sich
auch eine Besserung ihres Zustandes erhoffen oder sogar eine Heilung. Aber das kommt
nur sehr selten vor, deshalb warne ich immer davor, dass man zu große Erwartungen
in dieser Hinsicht hat. Aber die meisten, die kommen und nicht gesund werden, fühlen
doch sich innerlich gestärkt, sodass es nicht umsonst ist, dass man hier nach Lourdes
kommt.“
Bernadette und auch die Gottesmutter Maria sind letztlich Nebenpersonen,
die die Aufgabe haben, auf Christus zu verwiesen. Ist das allen klar, die kommen?
„Es
ist auf jeden Fall so, dass die Leute spüren, dass Gott im Mittelpunkt steh. Wir haben
täglich viele Gottesdienste, die eucharistische Prozession, praktisch eine Fronleichnamsprozession,
in der Christus im Allerheiligsten Sakrament durch den Wallfahrtsbezirk getragen wird,
und jeden Tag schließt der Tag an der Grotte mit einer eucharistischen Anbetung. Der
Mensch wird so schon klar, dass es hier um Christus geht, dass Maria zu Christus führen
will.“
Wie würden Sie den Geist des Ortes beschrieben?
„Was
man hier spüren kann, ist die Weltkirche. Ein Volk aus allen Nationen, wie es in der
Heiligen Schrift heißt. Besonders deutlich wird das abends bei der Lichterprozession,
so das Gegrüßet seist du Maria in vielen Sprachen gebetet wird. Kennzeichnend für
den Ort ist auch die Hilfsbereitschaft für die Kranken und Behinderten. Es sind ja
Tausende von ehrenamtlichen Helfern, die sich da einsetzen.“
Technisch
betrachtet waren die Marienerscheinungen von Lourdes Privatoffenbarungen. Diese gehören
nicht zum Glaubensgut der Katholischen Kirche. Wofür steht denn dann Bernadette Soubirous?
„Bernadette
hat eine wunderbare Erfahrung gemacht. Wir brauchen auch selbst immer wieder Erfahrungen,
die unseren Glauben bestärken. Da ist ein Ort wie Lourdes oder andere Wallfahrtsorte
eine gute Möglichkeit, aus dem Alltag herauszukommen, sich auf den Weg zu machen,
Exerzitien auf Rädern zu machen. Die Botschaft von Lourdes hilft ja auch dabei, in
sich hinein zu blicken – gerade die Botschaft der Buße. Wir sehen ja, wie viele hier
zur Beichte kommen. An diesem Ort geht es nicht nur um die Heilung des Leibes, sondern
vor allem geht es um das Heil der Seele.“
Als Sie als Schüler zum ersten
Mal an diesen Ort gekommen sind, haben Sie der Rummel und die Geschäftsmacherei in
Lourdes so sehr gestört, dass Sie sich vorgenommen haben, nie mehr hinzugehen. Es
hat sich dann anders für Sie entwickelt – was raten Sie Menschen, die heute zum ersten
Mal nach Lourdes kommen?
„Ich denke man sollte die Pilger, wenn man in organisierten
Wallfahrten kommt, darauf vorbereiten und all das, was wir als Kitsch bezeichnen,
da sollte man, denke ich, auch nicht so arrogant sein, sondern anderen gefällt es,
also lassen wir das den anderen. Wichtig ist, dass man da auch eine gewisse Liberalität
an den Tag legt.“ (rv 24.08.2008 gs)