An diesem Wochenende
feiert das katholische Hilfswerk Misereor seinen 50. Geburtstag. Auf einer Vollversammlung
der deutschen Bischöfe 1958 in Fulda rief Kardinal Josef Frings zum Kampf gegen den
Hunger auf der Welt auf und brachte mit dieser Rede Misereor auf den Weg. Seit seiner
Gründung vor 50 Jahre hat Misereor 95 000 Entwicklungsprojekte in 139 Ländern unterstützt.
Ein Beitrag von Michael Hermann.
Heute wird Misereor von Josef Sayer geführt.
Sayer kennt die Situation der Armen und Ärmsten aus eigener Erfahrung. Fast ein Jahrzehnt
arbeitete er als Priester in der peruanischen Erzdiözese Cuzco, war in den Anden und
in einem Slum in Lima tätig. Der Auftrag von Misereor ist seit 50 Jahren der gleiche,
vor Ort in der täglichen Arbeit hat sich aber manches verändert, sagt Sayer:
„Die
Armutsbekämpfung beispielsweise im Bereich der Landwirtschaft heute anders läuft.
Zusammen mit den Partnern, mit Bauern, werden Probleme einer nachhaltigen Landwirtschaft,
eines standortgerechten Landbaus, erarbeitet. In der Förderung der Kleinlandwirtschaft
gegenüber den großen Monopolen wird versucht, die Ernährungssicherung zu leisten.
Das ist eine ganz entscheidende Geschichte.“
Misereor ist eine echte Erfolgsstory.
Mit der Rede von Kardinal Frings im August 1958 ging es los. Kurz darauf begann Misereor
im Auftrag der Bischofskonferenz mit der Arbeit und sammelte unter dem Leitwort „Gebt
ihr ihnen zu essen?“ während der Fastenzeit für die damaligen Verhältnisse unglaubliche
34 Millionen Mark.
„Die Bischofskonferenz ist ein Wagnis im Heiligen Geist
eingegangen. Es gab kein Modell. Und die Bischöfe haben der kleinen Gruppe von Mitarbeiten
anvertraut, den Weg für Misereor zu bahnen.“
Fünf Jahre später war Misereor
in 92 Ländern mit Hilfsprojekten vertreten, darunter auch in einer Reihe Staaten,
die heute keine Hilfe mehr benötigen, sondern sich selbst für die Ärmsten der Welt
engagieren: so Spanien, Italien, Portugal, Japan, Singapur oder Südkorea.
Wichtiger
Partner in den ersten Misereor-Jahren, so Professor Sayer, seien die Ordensgemeinschaften
vor Ort gewesen.
„Später ist das verändert worden. Eine Orientierung an
den Bischofskonferenzen, die ja als Frucht das 2. Vatikanums eine viel stärkere Position
eingenommen hatten. Und deshalb ist heute die Zusammenarbeit mit den Bischofskonferenzen
das entscheidende Movens.“
Misereor zieht auch mit staatlichen Organisationen
an einem Strang, kooperiert über die Zentralstelle für Entwicklungshilfe mit staatlichen
Stellen. Auch ein erheblicher Teil des Budgets speist sich aus öffentlichen Haushalten.
Dies hatte Misereor jüngst auch Kritik eingehandelt. Die Nähe zur staatlichen Entwicklungspolitik
sei eine Gefahr, die man im Auge behalten müsse, sagte Papst Benedikt XVI. Josef Sayer
widerspricht dieser Befürchtung:
„Die Zusammenarbeit zwischen Misereor und
dem Staat, denke ich, läuft hervorragend. Der Staat schätzt die Kirche in besonderer
Weise. Dorthin, wo der Staat nicht gelangt, in die hintersten Winkel, dorthin gelangt
die Kirche. Die Kirche geht nicht weg. Die Bischöfe fliehen ja nicht, wenn Krisen,
Konfliktsituationen, Kriege da sind, sondern die Kirche begleitet die Menschen dort.“
Den
Festgottesdienst zum 50-jährigen Bestehen feiert am Sonntag Bischof Heinrich Mussinghoff
im Aachener Dom.