Die Lage in Mindanao
auf den Süd-Philippinen normalisiert sich. Mehr als 100.000 Menschen waren in den
vergangenen Tagen aus ihren Dörfern geflüchtet, nachdem Regierungstruppen dort versteckte
muslimische Rebellen attackiert hatten. Bei dem Konflikt geht es um mehr Autonomie,
den die Moslems in den von ihnen dominierten Gebieten in dem ansonsten katholischen
Land erkämpfen wollen. Vergangene Woche wurde gerichtlich ein Abkommen gestoppt, das
den Moslems mehr Autonomie zugstanden hätte. Christen hatten dagegen protestiert –
auch, weil sie praktisch vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, erklärt Pater Ulrich
Schlecht, der seit 20 Jahren auf Mindanao wirkt.
„Weil das Ganze so geheim
verhandelt worden ist, wussten die davon Betroffenen nichts. Obwohl man natürlich
sagt, diese Verhandlungen sind seit Jahren voran gegangen. Aber gegen Ende wurden
da Dinge eingetragen, die vorher in den Verhandlungen nicht beachtet worden sind.
Da sind viele christliche Dörfer und Städte eingeschlossen worden – und die wollen
das natürlich nicht.“
Auch untereinander sind die Moslems zerstritten,
beobachtet Pater Schlecht. In der Tat verfolgen die Rebellengruppen höchst unterschiedliche
Vorgehensweisen – Abu Sayyaf beispielsweise gilt als Terrororganisation, die MILF
als gemäßigter.
„Im Allgemeinen möchten die Moslems ihren eigenen kleinen
Staat hier haben. Aber das ist sehr schwierig, weil die Christen schon überall eingedrungen
sind. Es gibt hier in Mindanao nur noch ganz wenige Gegenden, die rein muslimisch
sind. Die meisten Gegenden sind schon von Christen unterwandert. Und diese einwandernden
Christen, meist vom Stamm der Ilongos, sind ganz fleißige Bauern. Die haben da richtig
gearbeitet, gute Ländereien geschaffen – die gehen da nicht mehr weg. Es ist eine
Frage des Landes, der Kultur und der Religion – aber meistens eine Frage des Landes.“ (rv
14.08.2008 gs)