Der Repräsentant des
Heiligen Stuhles in Georgien meint, dass der Friedensplan für Südossetien ein erster
Schritt sein könnte, um die vielfältigen Probleme der Region einer Lösung näher zu
bringen. Der Weg des Dialogs und der Verhandlung sei der einzig mögliche, unterstrich
Nuntius Erzbischof Claudio Gugerotti im Gespräch mit Radio Vatikan. Die georgische
Bevölkerung reagiere auf den zwischen Georgien und Russland vereinbarten Friedensplan
auf zwei Arten:
„Da gibt es ein Georgien, das mit seinem Stolz zu reagieren
versucht. Es will sich wieder aufrichten, wieder in Würde leben. Und dann gibt es
ein anderes Georgien, das komplett im Griff der Armut und des Leidens ist. Wir haben
hier sehr viele Kranke und Verletzte, aber so gut wie keine Einrichtungen für sie.
So versuchen wir, Feldlazarette einzurichten und humanitäre Aktionen zu starten. Dafür
wiederum fehlen uns die Mittel. Ich ergreife die Gelegenheit, um zu einer internationalen
Bewegung aufzurufen, zu mehr Aufmerksamkeit für die Kranken und Leidenden hier, als
sie der Prävention des Konfliktes in Georgien zuteil wurde.“
Jüngste Entwicklungen
zeigen, dass der Friedensplan sich als brüchig erweist. Ein russischer Panzerkonvoi
rollte in die strategisch wichtige Stadt Gori ein; Augenzeugen berichteten von Plünderungen
in nahegelegenen Dörfern, die von pro-russischen Kräften kontrolliert werden. Die
Menschen seien von dem jahrzehntelang schwelenden Konflikt so entkräftet, dass sie
wenig Perspektiven sehen, berichtet der Nuntius aus Tiflis:
„Im Moment haben
die Menschen, offen gesagt, keine Hoffnung. Im Moment freuen sie sich einfach, bis
heute überlebt zu haben. Die Hoffnung ist etwas, das im Herzen entsteht. Ich muss
sagen, dass die orthodoxe Kirche sich hier mit Gebetsinitiativen sehr engagiert hat.
Die Botschaft des Papstes von vergangenem Sonntag ist hier mit großer Dankbarkeit
aufgenommen wurden. Sie wurde öffentlich auf dem Hauptplatz verlesen, gleich nach
der Ansprache des Patriarchen. Man sieht: Im Leiden finden sich die Seelen und Absichten
zusammen. Das ist gewiss ein Schritt zu einer mehr brüderlich aufgefassten Präsenz
in dieser Region.“ (rv 14.08.08.2008 gs)