Der „Friedensminister“
des Papstes, Kardinal Renato Raffaele Martino, warnt vor einem Verbot des Bettelns
in den Innenstädten. Im Gespräch mit uns wendet er sich gegen eine Maßnahme, die schon
in Florenz oder Venedig angewandt wird und vielleicht bald auch nach Rom kommt.
„Versetzen
wir uns doch mal in die Haut derer, die um Almosen bitten. Ich meine damit nicht die
Kriminellen, sondern die, die wirklich in Not sind. Wer die aus dem Stadtbild verbannen
will, der will die Wirklichkeit nicht zur Kenntnis nehmen, die hinter dem Betteln
aufscheint. Man muss die Armut bekämpfen, nicht die Armen, die ums Überleben kämpfen!“
Der
Süditaliener Martino leitet den Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden. Er
hat einen hässlichen Verdacht:
„Ich glaube, hinter dem Bettelverbot steckt
eine Art Egoismus. Wir im Süden sagen: „Wer satt ist, glaubt nicht ans Fasten.“ Wir
gucken weg, wir haben genug an uns selbst, die anderen gibt es für uns fast gar nicht...
Dabei sind die Armen auf unseren Straßen oft gar keine Landstreicher – sehr oft sind
es Menschen, die mit ihrem Gehalt oder ihrer Rente einfach nicht mehr über die Runden
kommen und deswegen an die Solidarität der anderen appellieren müssen. Das ist eine
neue Armut, die ein neues Gesicht hat und neue Ausdrucksformen annimmt.“