2008-08-12 08:42:25

Vatikan: Kardinal gegen Bettelverbot


RealAudioMP3 Der „Friedensminister“ des Papstes, Kardinal Renato Raffaele Martino, warnt vor einem Verbot des Bettelns in den Innenstädten. Im Gespräch mit uns wendet er sich gegen eine Maßnahme, die schon in Florenz oder Venedig angewandt wird und vielleicht bald auch nach Rom kommt.

„Versetzen wir uns doch mal in die Haut derer, die um Almosen bitten. Ich meine damit nicht die Kriminellen, sondern die, die wirklich in Not sind. Wer die aus dem Stadtbild verbannen will, der will die Wirklichkeit nicht zur Kenntnis nehmen, die hinter dem Betteln aufscheint. Man muss die Armut bekämpfen, nicht die Armen, die ums Überleben kämpfen!“

Der Süditaliener Martino leitet den Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden. Er hat einen hässlichen Verdacht:

„Ich glaube, hinter dem Bettelverbot steckt eine Art Egoismus. Wir im Süden sagen: „Wer satt ist, glaubt nicht ans Fasten.“ Wir gucken weg, wir haben genug an uns selbst, die anderen gibt es für uns fast gar nicht... Dabei sind die Armen auf unseren Straßen oft gar keine Landstreicher – sehr oft sind es Menschen, die mit ihrem Gehalt oder ihrer Rente einfach nicht mehr über die Runden kommen und deswegen an die Solidarität der anderen appellieren müssen. Das ist eine neue Armut, die ein neues Gesicht hat und neue Ausdrucksformen annimmt.“

(rv 12.08.2008 sk)








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