„Es ist bewundernswert, dass Franz Jägerstätter aus seinem Glaubenswissen und Nachdenken
die Kraft zum Widerstand bis zum Tod hin geschöpft hat“: Dies betonte der Theologe
Kuno Füssel am Samstag bei den ersten Jägerstätter-Gedenkfeiern seit der Seligsprechung
des oberösterreichischen Märtyrers und Kriegsdienstverweigerers. Füssel nannte Jägerstätter
einen „klaren Denker und Befreiungstheologen“. Jägerstätters Heimatpfarre St. Radegund
und die österreichische und die bayrische Sektion der katholischen Friedensbewegung
„Pax Christi“ hatten zu diesen Feiern in Burghausen (Bayern) und St. Radegund (Oberösterreich)
eingeladen. Die Teilnehmer aus Österreich, Deutschland und Italien pilgerten zu Fuß
von Burghausen nach St. Radegund. Die natürliche Denkkraft Jägerstätters und sein
fester Glaube hätten ihm Einsichten eröffnet, die seinen Zeitgenossen zum Teil verborgen
blieben, sagte Füssel: „Jägerstätter hat das Euthanasieprogramm genau durchschaut
und das war der endgültige Auslöser zum Widerstand. Für die politische Theologie und
die Befreiungstheologie ist charakteristisch, dass eine Orthodoxie ohne die entsprechende
Orthopraxie (das richtige Handeln) wirkungslos bleibt. Jägerstätter kann deshalb als
politischer Befreiungstheologe gesehen werden. Für ihn war klar, dass die Praxis das
Kriterium der Wahrheit darstellt. Der Weg der Praxis ist der Weg in der Nachfolge
Jesu“. (kap 10.08.2008 mc)