Die Brasilianische Bischofskonferenz (CNBB) hat gegen eine Kriminalisierung der auch
von den deutschen Kirchen unterstützten Landlosenbewegung (MST) protestiert. Die MST
sei gegenwärtig das Ziel einer beispiellosen Kampagne von Großgrundbesitzern, ausländischen
Agrarmultis und dem exportorientierten Agrobusiness, erklärte die Bodenpastoral der
CNBB am Freitag (Ortszeit) in der zentralbrasilianischen Großstadt Goiania. Beteiligt
seien auch ausländische Kapitalanleger, die in die Produktion von Ethanol-Treibstoff
aus Zuckerrohr investierten. Offenbar solle auf diesem Weg und mit Hilfe der Medien
eine soziale Widerstandsbewegung diskreditiert werden, erklärten Vertreter der bischöflichen
Bodenpastoral. Zugleich kritisierten sie, dass an der Kriminalisierungskampagne auch
die Regierung des sozialistischen Präsidenten Luis Inacio Lula da Silva beteiligt
sei. Diese unterstütze Agrobusiness, das nicht die Interessen der großen Masse der
Landarbeiter, Kleinbauern und der ländlichen Bevölkerung vertrete. Das Agrobusiness
breite sich immer mehr auch in Amazonien aus, wodurch Kleinbauern und selbst Indianer
aus ihrem Lebensraum vertrieben würden. Eine in den brasilianischen Medien ausführlich
publizierte Meinungsumfrage hatte ergeben, dass die Landlosenbewegung inzwischen als
Synonym für Gewalt angesehen wird. Mehr als 60 Prozent der Befragten äußerten die
Ansicht, diese schade der nationalen Wirtschaft und schüre Konflikte. Zugleich räumten
aber auch 75 Prozent ein, nur wenig über die MST und ihre Arbeit zu wissen. Die Mehrzahl
der Befragten gab an, sie informiere sich über die sozialen Bewegungen in Brasilien
lediglich durch Fernsehen und Presse. Somit werde auch das Bild der Landlosenbewegung
nicht von Fakten, sondern von der veröffentlichten Meinung geprägt, monierte die Bodenpastoral
der Brasilianischen Bischofskonferenz.