2008-08-09 16:36:41

Georgien: Papst besorgt wegen Eskalation der Gewalt


Papst Benedikt XVI. verfolgt mit wachsender Sorge die Krise in Ossetien und die militärische Eskalation zwischen Georgien und Russland. Der Papst bete und hoffe, dass der kriegerische Konflikt durch Vernunft und diplomatische Wege wieder beendet werden könne, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Samstag in „Radio Vatikan“. Der Heilige Stuhl sei „schockiert“ über die Ereignisse im Kaukasus und darüber, dass nach einigen Jahren der Ruhe jetzt wieder Gewalt in dieser ohnehin von vielen Spannungen geprägten Region ausgebrochen sei.
„Das ist ein schwieriger Moment. Hoffen wir, dass die Vernunft, der Wille zum Frieden und zum Verhandeln siegt über die Waffen, die niemals einen guten Weg darstellen, um Frieden zu schaffen.“
Die Situation in der Kaukasusregion war eskaliert, nachdem russische Truppen in die von Georgien abtrünnige Provinz Südossetien einmarschiert waren. Der Kreml unterstützt seit Jahren Südossetien und seine 75 000 Bewohner in der Auseinandersetzung mit dem pro-westlichen Georgien. Es begründete die Militäraktion mit dem Ziel, von Georgiern ausgehende Gewalthandlungen beenden zu wollen. Wir haben Giuseppe Pasotto, den Apostolischen Administrator für die Gläubigen des lateinischen Ritus in Georgien, telephonisch in Tblisi erreicht:
„Die Situation ist eskaliert, aber warum weiß ich nicht. Man müsste die verschiedenen Seiten hören, denn von hier aus ist es schwierig, die Lage einzuordnen. Man hat gespürt, dass etwas passieren würde. Manche sagen, von russischer Seite sei alles von langer Hand vorbereitet gewesen.“
Nach ARD-Angaben ist die südossetische Provinzhauptstadt Tschinwali weitgehend zerstört. Sprecher des russischen Militärs sagten, Tschinwali sei unter russischer Kontrolle und keine georgischen Kräfte mehr in der Stadt. Der russische Staatsrundfunksendung „Voice of Russia“ meldet, dass georgische Truppen mit Streubomben versucht hätten, die Kontrolle über die Provinzhauptstadt wieder zu erlangen. Dabei seien 1500 Zivilisten ums Leben gekommen. Dazu Bischof Pasotto:
„Die Georgier sagen, dass das nicht stimmt. Ich verstehe nicht, warum Bombardierungen durchgeführt werden, manchmal auch auf nicht-militärische Ziele. Ich kann verstehen, dass es zuweilen schwierige Momente gibt, aber den Konflikt auf diese Weise auszuweiten, dass finde ich sehr schwierig.“
Derzeit, so heißt es in russischen Quellen weiter, versuche die russische Seite, Georgien zu einem Waffenstillstand zu zwingen. Konvois mit Hilfsgütern und mobilen Krankenstationen seien in die Krisenregion unterwegs. Nach georgischen Angaben sind 30 000 Menschen auf der Flucht. Die Regierung in Tiflis berichtete, die russischen Luftstreitkräfte hätten militärische Ziele in Tiflis, weitere Anlagen im Land und die Stadt Gori angegriffen. Vollständig zerstört worden sei, so das georgische Außenministerium, der Schwarzmeerhafen Poti, der ebenfalls für die Erdölversorgung Westeuropas bedeutend ist. Berichtet wird ferner von Angriffen auf georgische Stellungen in der von Georgien abtrünnigen Region Abchasien. Eine Deeskalation ist nicht in Sicht. Giuseppe Passoto:
„Der Patriarch hat dazu aufgerufen, dass abends um 19 Uhr alle gemeinsam um Frieden beten. Gestern haben wir Vertreter der religiösen und ethnischen Minderheiten uns getroffen, um eine gemeinsame Erklärung zu verabschieden. Wir haben den Abbruch der Kampfhandlungen gefordert und die Respektierung jeder einzelnen Person. Wir haben gefordert, dass andere Staaten nicht die nationale Souveränität verletzen, und Russland haben wir aufgefordert, eine befriedende Rolle zu spielen.“
Antonio Mennini, der Apostolische Nuntius in der Russischen Föderation setzt weiter auf Diplomatie:
„Ich bin davon überzeugt, dass es noch einen breiten Handlungsspielraum für eine gerechte und ehrbare Lösung für alle Seiten gibt. Man muss an den Verhandlungstisch zurückkehren, denn das ist der einzige Weg, um eine nicht nur dauerhafte, sondern auch für alle befriedigende Lösung zustande zu bringen.“ (rv)








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