Bosnien: Bischof für Revision des Dayton-Vertrages
Der Weihbischof von Sarajevo, Pero Sudar, fordert eine Veränderung der politischen
Verhältnisse in seiner Heimat Bosnien-Herzegovina. Der Dayton-Vertrag müsse revidiert
werden. Solange Vertreter der internationalen Staatengemeinschaft an der „ethnisch-ungerechten“
Teilung des Landes festhielten, werde es keine Versöhnung in Bosnien geben, meinte
Sudar in einer vom deutschen katholischen Hilfswerk „Renovabis“ veröffentlichten Stellungnahme.
Noch sei man von einem guten Miteinander weit entfernt, so Sudar. Die Verhaftung
des früheren bosnisch-serbischen Spitzenpolitikers Radovan Karadzic lindere zumindest
teilweise den Schmerz Zehntausender, die in Lagern gefoltert worden seien. Dasselbe
gelte für die vielen Menschen, die Familienangehörige verloren hätten, sowie für die
Vertriebenen. „Unabhängig von ihrer Nationalität und politischen Einstellung“ sei
für alle Menschen in Bosnien-Hercegovina die Botschaft des Karadzic-Prozesses wichtig,
dass niemand Verbrechen begehen könne, ohne dafür bestraft zu werden. Falls Karadzic
verurteilt werden sollte, müssten danach allerdings auch Konsequenzen für die Zukunft
des Landes gezogen werden, so der Weihbischof. Sudar meint damit den Vertrag von Dayton,
in dem er wegen der De-facto-Teilung des Landes eine „unüberwindbare Hürde“ auf dem
Weg zu einem wahrhaften Frieden sieht. Er appelliert an die Staatengemeinschaft, das
Vertragswerk „aus moralischer Pflicht und politischer Weisheit“ zu korrigieren. Sonst
drohe eine Vertiefung der gesellschaftlichen Spaltung des Landes.