Der Samstag ist UNO-Tag
der indigenen Völker. Und das ist alles andere als Folklore – das merkt man, wenn
man Bischof Erwin Kräutler zuhört. Der gebürtige Österreicher ist Bischof im brasilianischen
Amazonasgebiet und setzt sich dort seit langem für die Einheimischen ein.
„Die
größten Probleme, die die indigenen Völker heute haben, stehen im Zusammenhang mit
der Demarkierung ihrer angestammten Gebiete. Es geht darum, einfach die Rechte der
Indios zu respektieren, die sie aufgrund der brasilianischen Verfassung haben! Dort
steht in Art. 231 ganz klar drin, dass die Indios ein Recht auf ihr angestammtes Gebiet,
ihre Kultur, ihre sozial-kulturellen Ausdrucksformen haben. Und das wollen wir durchziehen,
weil wir nicht irgendwelche Rechte allgemeiner Art verteidigen, sondern uns berufen
auf die Verfassung von 1988.“
„Wir“ – das ist vor allem der „Indianermissionsrat“,
also, wie Kräutler formuliert, „sozusagen der indigene Arm der brasilianischen Bischofskonferenz“.
„Die Kirche setzt sich für das physische und kulturelle Überleben der indigenen
Völker ein, und deshalb werden wir auch verfolgt - weil wir uns gegen die Machenschaften
von Großgrundbesitzern, von Holzhändlern, von Bergwerksgesellschaften oder von diesen
Mega-Projekten einsetzen. Wir hinterfragen die Art der Entwicklung, die man durchziehen
will. Der Entwicklungsbegriff, den man hier durchsetzen will, ist ein ziemlich ökonomischer
- das heißt: Er zielt nur auf Export und auf Produktion. Und dann sagt man: Die Indios
produzieren nichts, also haben sie ihr Recht auf das Leben verloren. Nur wer produziert,
hat Recht auf Leben und Überleben.... Wenn ich beispielsweise an das Riesen-Kraftwerk
denke, das hier am Xingu gebaut werden soll - bis heute sind die Indios nicht gefragt
worden. Das wird irgendwo oben in einem Büro ausgearbeitet, und der Beschluß wird
gefaßt, ohne auf die einheimische Bevölkerung zu hören.“