2008-08-08 12:52:55

Bischof Kräutler: „Keiner fragt die Indios“


RealAudioMP3 Der Samstag ist UNO-Tag der indigenen Völker. Und das ist alles andere als Folklore – das merkt man, wenn man Bischof Erwin Kräutler zuhört. Der gebürtige Österreicher ist Bischof im brasilianischen Amazonasgebiet und setzt sich dort seit langem für die Einheimischen ein.

„Die größten Probleme, die die indigenen Völker heute haben, stehen im Zusammenhang mit der Demarkierung ihrer angestammten Gebiete. Es geht darum, einfach die Rechte der Indios zu respektieren, die sie aufgrund der brasilianischen Verfassung haben! Dort steht in Art. 231 ganz klar drin, dass die Indios ein Recht auf ihr angestammtes Gebiet, ihre Kultur, ihre sozial-kulturellen Ausdrucksformen haben. Und das wollen wir durchziehen, weil wir nicht irgendwelche Rechte allgemeiner Art verteidigen, sondern uns berufen auf die Verfassung von 1988.“

„Wir“ – das ist vor allem der „Indianermissionsrat“, also, wie Kräutler formuliert, „sozusagen der indigene Arm der brasilianischen Bischofskonferenz“.

„Die Kirche setzt sich für das physische und kulturelle Überleben der indigenen Völker ein, und deshalb werden wir auch verfolgt - weil wir uns gegen die Machenschaften von Großgrundbesitzern, von Holzhändlern, von Bergwerksgesellschaften oder von diesen Mega-Projekten einsetzen. Wir hinterfragen die Art der Entwicklung, die man durchziehen will. Der Entwicklungsbegriff, den man hier durchsetzen will, ist ein ziemlich ökonomischer - das heißt: Er zielt nur auf Export und auf Produktion. Und dann sagt man: Die Indios produzieren nichts, also haben sie ihr Recht auf das Leben verloren. Nur wer produziert, hat Recht auf Leben und Überleben.... Wenn ich beispielsweise an das Riesen-Kraftwerk denke, das hier am Xingu gebaut werden soll - bis heute sind die Indios nicht gefragt worden. Das wird irgendwo oben in einem Büro ausgearbeitet, und der Beschluß wird gefaßt, ohne auf die einheimische Bevölkerung zu hören.“

(rv 08.08.2008 sk)








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