Die Totalschließung der Vatikanischen Bibliothek für drei Jahre wird sich negativ
auf die Forschung auswirken. Das glaubt die deutsche Kunsthistorikerin Elisabeth Kieven,
frischgebackenes Mitglied im Päpstlichen Komitee für Geschichtswissenschaften. Zumal
jüngere Forscher seien von der Maßnahme schwer betroffen, so Kieven, die in Rom die
Forschungseinrichtung „Bibliotheca Hertziana“ mit rund 40 Kunsthistorikern leitet.
„Es ist natürlich ein Drama, dass die Vatikanische Bibliothek für mehrere
Jahre geschlossen ist. Das wird sich auf die Forschung auswirken. Denn der Bestand
an Manuskripten der Vaticana, fast 100.000, ist durch nichts zu ersetzen. Bücher können
Sie eventuell noch woanders finden. Und wir haben heute auch über Internet Möglichkeiten,
auf Texte zurückzugreifen. Aber die Manuskripte sind einzigartig. Wenn die jetzt für
Jahre gesperrt sind, bricht in einigen Forschungsbereichen der Geisteswissenschaft
wie Religionsgeschichte, Geschichte, Kunstgeschichte die Forschung fast zusammen.“
Auch die Bibliothek der Hertziana – am oberen Ende der Spanischen Treppe
- wird soeben umgebaut. Allerdings sind die Bestände der Bibliothek für die Forscher
sämtlich einsehbar. Kieven äußerte Verständnis für die Renovierung der Vaticana.
„Wir
haben alle die gleichen Probleme. Die Masse der Bücher wächst, dann gibt es statische
Probleme. Die neuen Brandschutz- und Arbeitsschutzgesetze erfordern sehr umfangreiche
Baumaßnahmen. Wir müssen diese Maßnahmen alle durchführen, auch die Vaticana.“
Aber:
„Es wäre schön gewesen, wenn man zumindest die Manuskripte konsultieren
könnte. Denn ist ein Riesenproblem, weil Sie bestimmte Doktorarbeiten gar nicht schreiben
können, wenn die Manuskriptabteilung zu ist. Ich drücke sehr die Daumen, dass die
Bauzeit von drei Jahren einzuhalten ist!“