Eine Stunde lang hat
sich Papst Benedikt XVI. am Mittwoch mit rund 400 Priestern, Diakonen und Seminaristen
aus Südtirol unterhalten. Das Treffen im Sommerurlaub des Papstes ist - inklusive
Antworten auf Fragen aus der pastoralen Praxis - mittlerweile zur Tradition geworden.
Die Themen waren breit gestreut, sagte Vatikansprecher P. Federico Lombardi, der bei
der Begegnung im Brixener Dom dabei war.
„Es ging um das Priesteramt, aber
auch um Fragen der Zeit wie etwa Umweltschutz, die Bedeutung der Kunst in der Kirche,
die Schwierigkeiten, die sich aus dem Priestermangel ergeben, die Jugendpastoral,
also etwa die Frage der Erstkommunion und der Firmung für Jugendliche, die nur wenig
über den Glauben Bescheid wissen. Zu diesem Punkt sagte der Papst: Früher war ich
strenger. Dann hat mich das Beispiel Christi gelehrt, großzügiger zu sein. In Fällen,
in denen vielleicht kein reifer oder tiefer Glaube vorliegt, aber doch einen Schimmer
von Suche, von Wunsch nach Einheit mit der Kirche, kann man auch großzügig mit der
Spendung von Sakramenten sein.“
Das Treffen mit den Priestern fand unter
Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Und zwar nicht deshalb, weil der Papst „Dinge
sagt, die sich nicht wiederholen lassen“, sondern, so Lombardi, weil Benedikt den
intimen Charakter dieser Begegnung mit Menschen wahren will, die vom Herrn in dieses
Amt berufen wurden. Der Papst habe bei seinen Antworten auch viel Demut erkennen lassen.
„Mehrmals
hat er betont: Das ist das, was ich euch sagen kann. Es ist keine unfehlbare Antwort.
Die Antworten müssen wir auch gemeinsam mit der Kirche, mit den Bischöfen suchen.
Das ist etwas, was aus einer Suche der Einheit der Kirche wächst und nicht bloß aus
meinen Antworten.“
Zur Frage des Umweltschutzes räumte der Papst ein, dass
Natur und Schöpfung für die Kirche zeitweise etwas im Schatten gestanden hätten. Aber
es bestehe ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Schöpfungs-, Heils- und Erlösungslehre.
Die eigentlichen Gefahren für die Schöpfung gingen vom Materialismus aus. Wenn man
Gott leugne und alles auf die Materie reduziere, dann breche das Fundament weg für
die Verantwortung des Menschen vor Gott und der Schöpfung sowie für den rechten Gebrauch
der Schöpfung.
Einen kranken Priester, der nach dem Sinn des Leidens fragte,
verwies Benedikt XVI. auf Papst Johannes Paul II. und dessen außerordentliches „Zeugnis
des Glaubens im Leiden“. Der Papst nannte seinen Vorgänger einen Giganten des Glaubens.
Johannes Paul II. habe „die Mauern zwischen zwei Welten mit der Kraft seines Glaubens
eingerissen“. Nicht weniger bedeutsam sei aber seine zweite Pontifikatshälfte mit
der Parkinson-Erkrankung und dem physischen Zerfall gewesen. Beide Lebenshälften gehörten
zusammen und bildeten sein Glaubenszeugnis.