An diesem Mittwoch
jährt sich der Todestag von Paul VI. zum 30. Mal. Giovanni Maria Vian, Direktor der
Vatikanzeitung „L Osservatore Romano“, würdigt den Norditaliener als großen Konzilspapst.
„Das Konzil stand beim Tod von Johannes XXIII. praktisch vor dem Aus, wie
Papst Benedikt jüngst treffend sagte. Doch Paul VI. berief es sofort wieder ein und,
vor allem, leitete es sowohl mit großem Respekt für die Freiheit der Debatten als
auch mit einer gewissen Strenge. In der darauf folgenden Zeit kam es zu nicht wenigen
Schwierigkeiten. Das ganze Pontifikat geriet praktisch zur Auslegung des II. Vatikanischen
Konzils. Mit Paul VI. ändert sich das Antlitz der Kirche in vielerlei Hinsicht. Denken
wir an die geänderte Zusammensetzung der Kurie, allen voran das Heilige Offizium,
aber auch viele andere Dinge: Die Ausdehnung des Kardinalskollegiums, die neue Wertschätzung
für die anderen christlichen Konfessionen und die anderen Religionen, mit symbolischen
Gesten, die im Gedächtnis bleiben.“
Vian bezieht sich dabei unter anderem
auf den Friedenskuss des Papstes mit dem Patriarchen Athenagoras von Konstantinopel.
Das Treffen 1964 in Jerusalem brachte einen echten Durchbruch in den Beziehungen zwischen
Rom und Konstantinopel, es mündete in eine Rücknahme der gegenseitigen Exkommunikation
der beiden Kirchen. Paul VI. war auch der erste Papst der Neuzeit, der Italien verließ.
„Die Serie seiner neun Auslandsreisen begann mit jener Visite im Heiligen
Land, die mit größter Diskretion vorbereitet worden war und also eine Überraschung
war. Schon die zweite Reise führte Papst Paul vor den Sitz der UNO in New York, die
letzte nach Fernost, Ozeanien, Australien und auf die Pazifikinseln. Auch wenn wir
heute, nach dem außergewöhnlichen Pontifikat Johannes Paul II., gewohnt sind, den
Bischof von Rom in der ganzen Welt zu sehen, so war es doch Paul VI. der zuerst –
auf symbolische Art - alle Kontinente berührte.“ (rv 05.08.2008 gs)