Am Schweizer Nationalfeiertag,
dem 1. August, ist in Festreden viel von der vor wenigen Tagen zustande gekommenen
„Anti-Minarett-Initiative“ die Rede. Der Satz „Der Bau von Minaretten ist verboten“
soll in der Bundesverfassung verankert werden. Darüber wird es nun möglicherweise
eine Volkabstimmung geben. Der Sekretär der bischöflichen Arbeitsgruppe „Islam“,
Erwin Tanner, bedauert die Entwicklung im Gespräch mit Radio Vatikan. Auch das Selbstverständnis
der Christen sei in dieser Frage tangiert, so Tanner.
„Entscheidend ist
nämlich die Klärung der Frage, wie stark die christlichen Kirchen dem Islam in Glaubensfragen
Paroli bieten können. Kann das Christentum ihr Wertesystem den Menschen anbieten und
ihnen plausibel machen, dass man mit den christlichen Werten die aktuellen Lebensfragen
bewältigen und Alltagsprobleme damit lösen kann?“
Die Schweizer seien nicht
islamophob, glaubt Tanner. Um ein friedliches Zusammenleben verschiedener Glaubensgemeinschaften
zu ermöglichen, müsse europaweit zusammengearbeitet werden.
„Eine friedliche
Koexistenz unter den Religionen ist meines Erachtens nur dann möglich, wenn verschiedene
Voraussetzungen erfüllt sind. Einerseits müssen die Religionen aufeinander zugehen,
d.h. sie müssen einander in ihrer Eigenart respektieren. Zweitens müssen sie versuchen,
den Anderen zu akzeptieren und bereit sein, auf das Gute im Anderen zu reagieren und
es gegebenenfalls auch anzunehmen. Denn es ist eine christliche bzw. sogar katholische
Lehre, dass sich auch in anderen Religionen Wahrheiten finden, die wir dann für unsere
Glaubensentwicklung fruchtbar machen können“
Seit Frühling 2007 haben Politiker
der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) und der christlich orientierten
Eidgenössisch-Demokratischen Union (EDU) Unterschriften für die Anti-Minarett-Initiative
gesammelt.