In genau einer Woche,
am 8. August, feiert die Sportwelt in Peking den Auftakt der Olympischen Spiele. 10.500
Athleten werden bei den Spielen an den Start gehen. Betreut werden die ausländischen
Teams nicht nur von Trainern – viele haben auch Seelsorger dabei. Einer von ihnen
ist Österreichs langjährigem Olympia-Pater Bernhard Maier. Der Salesianer fordert
eine Woche vor Olympia mehr Ehrlichkeit im Sport. In Sachen Doping habe zwar das Internationale
Olympische Komitee viel unternommen, allerdings fehle bisher der „Paradigmenwechsel
in den Köpfen“.
„In den Köpfen ist bei nicht wenigen immer noch der Gedanke
versteckt: Wer nicht erwischt wird, ist auch nicht schuldig. Dumm ist, wer erwischt
wird. Es ist noch kein Paradigmenwechsel, der kommen müsste, um die Kontrollen auch
sinnvoll zu ergänzen, nämlich eine neue Art von Sport treiben, wo wieder die Ehrlichkeit,
das Fair Play, die sportliche Gesinnung, dass man mit natürlichen Kräften gegeneinander
kämpft und nicht als gedopte Monster. Die Sportidee beruht darauf, dass zwei oder
mehr gegeneinander sportlich wettkämpfen mit ihren natürlich Mitteln – das macht das
Ganze interessant.“
Eine völlige Freigabe von Doping unter Verweis auf
die Eigenverantwortung jedes einzelnen Sportlers lehnt Maier kategorisch ab. In diesem
Fall müssten auch alle jene dopen, die keinerlei verbotenen Substanzen nehmen wollen,
weil sie sonst keine Chance hätten. Die Hauptursache für Doping liegt für den Pater
in der allzu hohen finanziellen Honorierung von Erfolgen. Was den messbaren Erfolg
der 70 österreichischen Sportlerinnen und Sportler angeht, ist der Seelsorger gelassen.
„Es gibt eine Reihe von Sportarten, wo wir Medaillenchancen haben, wie
Judo, Segeln, Schwimmen, Tischtennis und verschiedenes andere. Aber ich muss ehrlich
sagen: ich messe unsere Mannschaft nicht nach den Medaillen. Denn da fängt ja wiederum
der Teufelskreis an, dass man sozusagen in das Doping hineinjagt, wenn man kritisiert,
dass man eben die Spitzenplätze nicht erreicht hat. Für mich ist ein Bester und ein
Sieger auch ein sechster, siebenter oder zehnter. Bei über 6 Milliarden Menschen hier
eine Spitzenplatzierung – das ist fantastisch. Die Medaillenfrage ist bei mir ganz
hinten angereiht. Freilich, wenn dann im Weltsport-Event eine Medaille da ist, freu
ich mich natürlich auch riesig! Aber ich messe unsere Mannschaft und Sportler nicht
an den Medaillen.“
Von Boykottmaßnahmen gegen die Spiele in Peking hält
Maier wenig. Er sieht Olympia auch als Chance für eine Verbesserung der Menschenrechtslage
in China. Er sei davon überzeugt, dass China sich öffnen müsse und dass dies auch
geschehe. Nach den Olympischen Spielen, die am 24. August zu Ende gehen, bereitet
sich der Salesianerpater auf seinen Einsatz als Seelsorger bei den „Paralympics“ in
Peking vor. Diese Olympischen Spiele für Körperbehinderte finden vom 6. bis 17. September
in Peking statt. (kap 01.08.2008 gs)