2008-08-01 14:55:35

China/Österreich: „Medaillen sind Nebensache!“


RealAudioMP3 In genau einer Woche, am 8. August, feiert die Sportwelt in Peking den Auftakt der Olympischen Spiele. 10.500 Athleten werden bei den Spielen an den Start gehen. Betreut werden die ausländischen Teams nicht nur von Trainern – viele haben auch Seelsorger dabei. Einer von ihnen ist Österreichs langjährigem Olympia-Pater Bernhard Maier. Der Salesianer fordert eine Woche vor Olympia mehr Ehrlichkeit im Sport. In Sachen Doping habe zwar das Internationale Olympische Komitee viel unternommen, allerdings fehle bisher der „Paradigmenwechsel in den Köpfen“.

„In den Köpfen ist bei nicht wenigen immer noch der Gedanke versteckt: Wer nicht erwischt wird, ist auch nicht schuldig. Dumm ist, wer erwischt wird. Es ist noch kein Paradigmenwechsel, der kommen müsste, um die Kontrollen auch sinnvoll zu ergänzen, nämlich eine neue Art von Sport treiben, wo wieder die Ehrlichkeit, das Fair Play, die sportliche Gesinnung, dass man mit natürlichen Kräften gegeneinander kämpft und nicht als gedopte Monster. Die Sportidee beruht darauf, dass zwei oder mehr gegeneinander sportlich wettkämpfen mit ihren natürlich Mitteln – das macht das Ganze interessant.“

Eine völlige Freigabe von Doping unter Verweis auf die Eigenverantwortung jedes einzelnen Sportlers lehnt Maier kategorisch ab. In diesem Fall müssten auch alle jene dopen, die keinerlei verbotenen Substanzen nehmen wollen, weil sie sonst keine Chance hätten. Die Hauptursache für Doping liegt für den Pater in der allzu hohen finanziellen Honorierung von Erfolgen. Was den messbaren Erfolg der 70 österreichischen Sportlerinnen und Sportler angeht, ist der Seelsorger gelassen.

„Es gibt eine Reihe von Sportarten, wo wir Medaillenchancen haben, wie Judo, Segeln, Schwimmen, Tischtennis und verschiedenes andere. Aber ich muss ehrlich sagen: ich messe unsere Mannschaft nicht nach den Medaillen. Denn da fängt ja wiederum der Teufelskreis an, dass man sozusagen in das Doping hineinjagt, wenn man kritisiert, dass man eben die Spitzenplätze nicht erreicht hat. Für mich ist ein Bester und ein Sieger auch ein sechster, siebenter oder zehnter. Bei über 6 Milliarden Menschen hier eine Spitzenplatzierung – das ist fantastisch. Die Medaillenfrage ist bei mir ganz hinten angereiht. Freilich, wenn dann im Weltsport-Event eine Medaille da ist, freu ich mich natürlich auch riesig! Aber ich messe unsere Mannschaft und Sportler nicht an den Medaillen.“

Von Boykottmaßnahmen gegen die Spiele in Peking hält Maier wenig. Er sieht Olympia auch als Chance für eine Verbesserung der Menschenrechtslage in China. Er sei davon überzeugt, dass China sich öffnen müsse und dass dies auch geschehe.
Nach den Olympischen Spielen, die am 24. August zu Ende gehen, bereitet sich der Salesianerpater auf seinen Einsatz als Seelsorger bei den „Paralympics“ in Peking vor. Diese Olympischen Spiele für Körperbehinderte finden vom 6. bis 17. September in Peking statt.
(kap 01.08.2008 gs)








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