2008-07-31 14:24:54

Die Anglikaner ringen um Einheit


RealAudioMP3 An diesem Donnerstag endet die Lambeth-Konferenz. Seit langem fürchtet man eine Spaltung der anglikanischen Weltgemeinschaft, und in der Tat scheint sie unaufhaltbar. Schon im Vorfeld hatten Kirchenführer aus Afrika ihre Teilnahme abgesagt. Hauptstreitpunkte sind der Umgang mit Homosexualität und die Bischofsweihe von Frauen. Die Einheit retten soll nun ein Moratorium, dem zufolge bis auf weiteres keine Homosexuellen mehr geweiht werden sollen. Peter Lüning bezweifelt die Wirksamkeit des Vorstoßes. Er ist am Möhler-Institut in Paderborn tätig, der Ökumene-Forschungsstelle der katholischen Kirche in Deutschland.

„Beide Seiten, die liberale und die konservative, sind zutiefst überzeugt von ihren Ansichten. Ich habe die Stellungnahme eines anglikanischen Bischofs aus Vancouver gehört, der deutlich gesagt hat: Mit diesem Moratorium können wir nichts anfangen. Wir würden uns lächerlich machen in der kanadischen Gesellschaft, wo eine volle Gleichberechtigung der Homosexuellen an vielen Stellen erreicht ist. Das ist die eine Seite. Und auf der anderen Seite stehen viele schwarzafrikanische anglikanische Kirchen, die gelebte Homosexualität ausdrücklich als Sünde betrachten und auf die Schriftgemäßheit der Lehre und des Lebens der Anglikaner pochen. Wenn Sie beides so verfestigt gegeneinander haben, dann wird es wirklich schwer für den Erzbischof von Canterbury, der ja keinerlei Jurisdiktionsvollmacht über die weltweite anglikanische Kirche hat, diese unterschiedlichen Strömungen zusammenzuhalten.“

Hier erweise es sich als Problem, dass dem Anglikanismus eine gemeinsame Theologie des Bischofsamtes und der Kirche fehle, so Lüning. Allerdings seien die debattierten Fragen Teil eines gesellschaftlichen Umbruches, dem sich alle Kirchen in den Industrieländern stellen müssten.

„Der Anglikanismus ist im Grunde hier eine Art Vorreiter, im Negativen wie im Positiven. Die anderen Kirchen können lernen, wie man es macht und wie es man nicht macht, nämlich wie man mit gesellschaftlichen Umbrüchen, mit Pluralisierung und Individualisierung umgeht und wie man nicht damit umgeht. Sicherlich wird unsere Kirche nicht die gleichen Antworten finden – definitiv nicht - wie es jetzt die US-Anglikaner und die Kanadier getan haben, indem sie einfach die Einheit der Kirche zurückstellen und sagen: Wir preschen vorwärts in solchen Fragen. Das wird nicht unsere römisch-katholische Antwort sein, sicherlich nicht. Aber das heißt nicht, dass wir die Augen verschließen können und dürfen vor diesen schweren und gewaltigen Umwälzungen in den westlichen Gesellschaften.“

Der Ökumenefachmann glaubt nicht, dass nun eine Übertrittswelle in die katholische Kirche bevorsteht.

„Man hatte auch geglaubt, dass bei der Einführung der Frauenordination auf der Priesterebene in der Mutterkirche in England viele Hunderte oder Tausende Priester römisch-katholisch geworden wären. Aber es sind dann doch nicht so viele römisch-katholisch geworden. Einige sind auch zu den Freikirchen gegangen, die ebenfalls streng gegen die Frauenordination und die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sind. Man kann nicht sagen, dass die große Protestwelle innerhalb der anglikanischen Kirche nun Rom zugute kommen wird.“

(rv 31.07.2008 mc)








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