2008-07-28 16:10:47

Ein Besuch bei Katholiken in Singapur


RealAudioMP3 Wir berichten am Montag bei Radio Vatikan immer aus der Weltkirche – und wir tun das meist aus Rom. Außer bei Papstreisen können wir nur selten selbst vor Ort sein. Unser Kollege Pater Max Cappabianca OP hatte jetzt die Gelegenheit, Anfang Juli in den Fernen Osten nach Singapur zu reisen und dort die – noch recht junge Kirche – zu besuchen. 12 Stunden war er mit dem Flugzeug von München nach Singapur unterwegs. Hören und lesen Sie hier, was er dort gleich nach seiner Ankunft erlebt hat...
Im Dominikanerkloster im Norden der Stadt gleich eine erste Überraschung. Die Mitbrüder waren im Aufbruch begriffen zur Kathedrale Singapurs: Gleich würde das Requiem für den emeritierten Erzbischof Gregory Yong beginnen. Ob ich denn mitkommen wolle. Ich würde auf einen Schlag die gesamte Erzdiözese kennen… Natürlich bin ich trotz Jetlag und schwül-tropischem Klima mitgeganen. Die Kathedrale zum Guten Hirten liegt mitten im Geschäftsviertel der Finanz- und Handelsmetropole gelegen. Des tropisch-schwülen Klimas wegen gibt es keine normalen Kirchenfenster, sondern Lamellen und überall riesige Ventilatoren, die für etwas Kühlung sorgen.
Britische Vergangenheit
Die Liturgie ist sehr gepflegt – berühmt ist der Chor der Kathedrale. Zwar wurde schon im 16. Jahrhundert hier ein Bischofssitz gegründet – aber erst unter dem Gregory Yong wurde es zum Erzbistum und Metropolitansitz. Wie Dreiviertel der Bevölkerung war der erste Erzbischof der Stadt er chinesischer Herkunft. Sein Nachfolger Nicholas Chia sagt, sein Vorgänger habe die Kirche weitergebracht und aufgebaut. Zwar sei er vor sieben Jahren in Ruheestand gegangen, aber immer noch seien die Menschen ihm dankbar für sein geistliches Wirken. Auch in der Liturgie zeigt sich die koloniale Vergangenheit Singapurs. Die junge Stadt ist erst vor zweihundert Jahren unter den Engländern großgeworden, noch heute spürt man das überall: Unter anderem daran, dass auch die Chinesen hier neben Mandarin meist ein sehr gepflegtes britisches Englisch pflegen. Auf den Straßen hört man aber auch Tamil und Malaisisch.
Eine andere Art des Kircheseins
Mit dabei bei dem Beerdigungsgottesdienst: Vier Mitglieder der Fokolargemeinschaft, unter ihnen auch zwei Deutsche: Christa Overbeck und Monika Grotz. Die beiden Frauen sind Mitte Dreißig Jahre alt und unterrichten an der deutsch-europäischen Schule in Singapur: Die einzige Chance, um eine dauferhafte Aufenthaltsgenehmingung zu kriegen. Christa Overbeck fühlt sich wohl hier und erlebt eine ganz andere Art von Kirche-Sein.
„Man spürt hier noch sehr stark das Ursprüngliche des Christentums. Wenn Sie hier sonntags in die Kirche gehen und sie merken, die Kirchen sind voll. Es gibt viele Taufen: Jedes Jahr Hunderte! Wir merken in Malaysia und Indonesien sehr starke Resonanz und dieser Wunsch, das Christentum echt leben zu wollen.“
Achtzig Prozent der gut 170.000 Katholiken gehen Sonntags in die Kirche. Allerdings sind nur 3,9% der gut vier Millionen Einwohner überhaupt Christen. Die meisten sind Buddhisten, Hindus oder Moslems. Das Miteinander der Religionen ist hier Alltag:
„Ich habe eine Kollegin, die ist Hindu. Wir haben mehrere Kollegen, die sind Moslems; und wir arbeiten zusammen und das geht gut. Auch von der Fokolarbewegung haben wir viele Leute, die vom Buddhismus her früher schon zum Christentum gefunden haben und die unsere Erfahrung weitergeben.“
Die Ideale junger Dominikaner aus Myanmar
Noch viel mehr als in Europa ist das Zusammenleben verschiedener Menschen und Kulturen Alltag – auch innerhalb der Kirche. Die Dominikaner haben seit dem Jahr 2000 eine Niederlassung hier – sie dient als Stützpunkt für die apostolische Arbeit der Brüder in der Stadt, aber auch als Ausbildungsstätte für Postulanten – das sind Ordensinteressenten – aus ganz Fernost. Derzeit sind vier Ordenskandidaten hier, sie lernen Englisch und die Ordensspiritualität der Dominikaner kennen. Einer von ihnen ist Bert. Bert erzählt, dass er schon manchmal Heimweh hat nach Zuhause. Seine Eltern sind Bauern in einem kleinen Dorf im Innern des Landes. Am Dominkanerorden schätzt er das Gemeinschaftsleben und die Diskussionskultur. Er selber will einmal ein guter Prediger werden. Angesprochen auf die schwierige Lage unter dem Militärregime in Myanmar legt er eine fast buddhistische Haltung an den Tag: Man müsse vor allem Gottes Willen suchen – und seinen Plan für das Land kenne man wahrscheinlich einfach noch nicht. Den Hörern von Radio Vatikan legte er ans Herz:
„Ich möchte dazu ermutigen, den Geboten Gottes gemäß zu leben“, sagt er. „Gott und einander zu lieben und den Armen zu helfen, den Bedürftigen.“
Am 10. Juli hieß es für mich dann wieder Abschied von Singapur nehmen. Ich habe eine kleine, aber sehr lebendige Kirche erlebt. Die sozial praktisch engagiert ist, sich aber doch vor allem als eine spirituelle Gemeinschaft erlebt. Die Kirche ist weltweit und sie ist immer wieder neu eine junge Kirche.
(rv 28.07.2008 mc)


(rv 28.07.2008 mc)







All the contents on this site are copyrighted ©.