Der Katholik Klaus
Töpfer wurde am 29. Juli 1938 in Schlesien geboren. Nach der Vetreibung 1945 wuchs
der junge Töpfer in Höxter an der Weser auf. Der deutsche Volkswirt und Politiker
brachte es bis zum Leiter des UN-Umweltprogramms. Vorher war Klaus Töpfer Bundesumweltminister.
Angesichts der Vielzahl der Umweltprobleme und der immer drängenderen Lösungen von
der Altlastensanierung bis zur atomaren Wiederaufarbeitung und Endlagerung des Nuklearmülls
steht Töpfer seit Jahren im öffentlichen Rampenlicht.
Hören und lesen Sie hier
das Interview mit Klaus Töpfer von Aldo Parmeggiani
*Vielen Dank, dass Sie
uns dieses Interview gewähren, Herr Professor Töpfer, und herzlichen Glückwunsch zu
Ihrem 70. Geburtstag, der ja eigentlich der wahre Anlass zu diesem Gespräch ist.
Sie werden als Anwalt der Umwelt bezeichnet, Sie haben viele wichtige politische
Ämter bekleidet, auch Ministerposten, aber richtig bekannt sind Sie als Anwalt der
Umwelt geworden, weltweit. Das heißt, Sie haben im Namen der UNO den Zustand der globalen
Welt ständig beobachtet und dabei auch versucht, ein gemeinsames Handeln der Völkergemeinschaft
zu erreichen. Stichworte: Kioto, Rio, Den Haag, Johannesburg, Heiligendamm, Nizza
und erst vor kurzem Japan auf den die Hilfsorganisationen und Politiker, aber auch
der Vatikan eher enttäuscht reagiert haben. Hand auf's Herz: wie ernst ist die Lage
unserer Erde auf dem Gebiet der Umwelt, des Klimaschutzes, der Ernährung wirklich?
'Zunächst
einmal, möchte ich mich ganz herzlich dafür bedanken, dass ich die Ehre habe, anlässlich
meines Geburtstages dieses Interview führen zu dürfen. Zu Ihrer Frage: die Situation
der Erde ist wirklich so, dass man dringlichst und schneller handeln muss, als das
bisher sich abzeichnet. Wir sehen, dass die Ansprüche einer ständig wachsenden Zahl
von Menschen an die Resourcen dieser Welt, an die Schöpfung immer größer werden, dass
wir wirklich an vielen Stellen Ausbeutung betreiben. Wenn Sie sehen, wie der Zustand
unserer Meere ist, durch Überfischung, durch eine Erwärmung, die wiederum die Korallenriffe
und dadurch - wie man so schön sagt - die Regenwälder des Meeres gefährden in ihrer
Artenvielfalt, in ihrer hohen Bedeutung für den Schutz der Küsten, wenn Sie sehen
wie die Artenvielfalt zurückgeht, wie immer mehr Menschen auch aus Umweltgründen ihre
Heimat verlassen müssen, weil sie dort nicht mehr hinreichend die Grundlagen zur Ernährung
ihrer Familien finden, dann sind dies nicht dramatische und emotional überhöhte Aussagen,
sondern es sind die Erkenntnisse, die wir uns ganz ehrlich und ganz klar immer wieder
nachvollziehbar vornehmen müssen, damit wir nicht glauben, ein Weiterso sei eine wirklich
noch hinzunehmende Alternative'.
*Was kann der Einzelne zum Nutzen der Umwelt
tun? Kann der Einzelne überhaupt etwas tun?
'Aber selbstverständlich. Der Einzelne,
zunächst einmal in seinem Umfeld, in seiner Gemeinde, in seinem Staat, ist ja auch
ein politisch Einflussreicher. Er geht ja nicht nur wählen, hoffentlich, sondern er
hat auch Einfluss auf politische Parteien. Papst Benedikt XVI. hat in seiner Enzyklika
'Deus caritas est' ja sehr deutlich gesagt, dass der Gläubige in besonderer Weise
sich auch des Politischen annehmen muss, dass er es mitgestalten muss. Das ist ein
Einfluss eines jeden Einzelnen. Wenn man sich dort zurückzieht, dann geht das Problem
nicht weg, sondern andere werden an die Stelle treten. Der Einzelne kann auch in seinem
tagtäglichen Verhalten, in der Art und Weise, wie er sich verhält, wie er seine Kinder
erzieht, verständlich werden lassen, in Familie und Umfeld, in der Nachbarschaft,
dass ein verantwortlicher Umgang mit der Schöpfung keineswegs so etwas wie eine Resignation,
wie ein Abschied aus dieser Welt, sondern ganz im Gegenteil, neue Perspektiven, neue
Öffnungen schafft, für ein erfülltes Leben. Wir sehen, dass Menschen bei jeder wirklich
sich bietenden Gelegenheit gerade in Veränderung ihres Mobilitätsverhaltens sich fragen,
wie gebraucht man Autos, sich fragen, was können wir tun, dass wir unsere Häuser besser
isolieren, dass wir mit weniger Energie auskommen? All dies sind nicht nur Fragen,
die hochentwickelte Länder betreffen. Ich bin viel in China unterwegs und ich weiß,
die gewaltigen Baumaßnahmen, die dort ablaufen, fordern gebieterisch nach solchen
Veränderungen, die wir miteinbringen können. Also: Ja, der einzelne kann, der Einzelne
muss mehr tun, auch als gläubiger Christ'.
*Sie haben die ganze Welt bereist
und kennen ihre Schönheiten, aber auch ihre negativen Aspekte und Sie kennen die Probleme
der Umwelt, wie wenige andere. Von Ihnen stammt - so glaube ich - der eindrucksvolle
Slogan: 'Umweltpolitik ist die Friedenspolitik der Zukunft'. Nehmen die maßgebenden
Politiker diesen Slogan ernst?
'Mehr und mehr ist das erkennbar: es gibt weltweit
keine Regierung mehr, die sich nicht ernsthaft fragt, welche Sicherheitskonsequenzen
der Klimawandel hat. Was bedeutet das für die Destabilisierung ganzer Gesellschaften?
Es gibt - wenn Sie es auf die Spitze treiben wollen - sicherlich keinen einzigen Generalstab
in der Welt, der diese Frage nicht ebenfalls sehr ernsthaft untersucht. Wir haben
zum ersten Mal im letzten Jahr im Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen das Thema
Klimawandel auf der Tagesordnung gehabt! Der sachverständige Rat für Gesamtwirtschaftllichen
Veränderungen, hat ein Gutachten gemacht über di Friedenswirkung von Klimawandel.
Der wunderbare Satz von Papst Paul VI. in seiner Enzyklika 'Populorum progressio'
viele, viele Jahre, ja Jahrzehnte zurück, lautet: 'Entwicklung ist der neue Begriff
von Frieden'. Diese Aussage hat sich weiter entwickelt zu dem Satz: 'Nachhaltige Entwicklung
ist der neue Begriff von Frieden'. Wir können eben nicht unseren Wohlstand auf Kosten
der Natur, der Schöpfung,der Leistung der Natur heute genießen und die damit verbundenen
Kosten abwälzen auf die kommenden Generationen. Auch dazu hat etwa die Deutsche Bischofskonferenz
mit einem Gutachten außerordentlich weitreichende, hilfreiche Ausführungen gemacht:
Gerechtigkeit mit Blick auf die Schöpfung, auf die kommenden Generationen, mit Blick
auf diejenigen, die weit entfernt heute mit uns leben'.
*Die Entwicklungsländer
sind für die globale Klimaveränderung weniger verantwortlich, als die großen Industrienationen,
mit ihren stets steigenden Kohlendioxyd-Emissionen. Die armen Länder haben am meisten
zu verlieren, zum Beispiel auf Grund zunehmender Wüstenbildung, vermehrter Niederschläge,
Wasser- und Nahrungsmangel. Ökologie und Entwicklungspolitik sind also eng miteinander
verquikt. Ist die Armut demzufolge ein regelrechtes Gift für die Umwelt?
'Schon
Indira Gandhi hat 1972 bei der ersten Weltkonferenz über Umwelt genau diesen Satz
gesagt: dass die Welt wohl das gefährlichste Gift für die Umwelt auf unserer Erde
darstellt. Das hat sich auch weiter ergeben. Man muss nur sehen: zu diesem Gift ist
ein zweites Gift massiv hinzugekommen. Und das ist das Konsumverhalten, das ist das
Wohlstandsstreben in den hochentwickelten Ländern. Dort ist dieses Gift des Konsumrausches
sicherlich genauso bedeutsam für die globale Umwelt, wie es die Armut in den Entwicklungsländern
ist. Richtig ist auch wiederum, dass wir Armut bekämpfen müssen. Natur ist das Kapital
der Armen. Wenn die Natur auch noch übernutzt wird und nicht mehr leistungsfähig ist,
dann werden die Armen am meisten darunter leiden. Wir sehen das jetzt ja auch: der
Klimawandel - Sie haben es zu Recht gesagt - ist vornehmlich von den hochentwickelten
Ländern in ihrem Wachstumsprozess ausgelöst worden. Diejenigen, die am meisten als
erste darunter leiden, sind die Ärmsten der Armen in Afrika, in Südamerika oder in
Asien. Dies hat wirklich mein Aufenthalt von acht Jahren in Afrika mir sehr deutlich
gezeigt. Ich war ja im Hauptsitz in Afrika, in Nairobi in Kenia tätig, und da ist
man in einer Stadt, in der bei 3,6 Millionen Einwohnern, 60-70 Prozent der Menschen
in einer für uns gar nicht vorstellbaren Armut leben. Hier müssen wir durch christliches
Mittun helfen, aber auch Strukturen verändern. Alles dies glaube ich zeigt sehr genau,
dass durch Fehlverhalten auch im Konsum und in der Produktion in hochentwickelten
Ländern gerade die Ärmsten ihre eigenen Entwicklungsmöglichkeiten begrenzt sehen.
Also: der Satz ist richtig, die Armut ist ein Gift, für die Umwelt, für den Frieden
in dieser Welt. Umwelt muss dazu beitragen, durch seine Leistung, durch die Leistung
von der Natur, diese Armut aufzuarbeiten, damit nicht aus den großen Wohlstandsunterschieden
die Destabilisierung eines globalen Weltdenkens heraus erwächst'.
*Von Afrika
nach Europa, ein konkretes Beispiel: wie beurteilen Sie die Umweltsituation in einer
der schönsten Städte der Welt, in Neapel ? Hier ist der Umweltschutz im wahrsten Sinne
zu einem Politikum und zur Chefsache des Ministerpräsidenten geworden. Die ganze Welt
hat die Nachricht dieser modernen Großstadtkatastrophe aufgegriffen und lange Zeit
zum Mittelpunkt ihrer täglichen Berichterstattung gemacht.
'Sicherlich kann
ich mich nicht zum Oberschiedsrichter über diese extrem dramatische Situation aufschwningen,
aber eines ist ganz klar: wir können nicht mehr auf der einen Seite eine Wegwerf-Gesellschaft
bleiben. Eine Welt von bald 8,5 Milliarden Menschen kann sich das Wegwerfen nicht
mehr erlauben! Wir müssen Abfälle, die dort die Straßen belasten und die Menschen
mit Gesundheistproblemen konfrontieren, einfach in der Entstehung schon vermeiden.
Wir haben dafür gute Entwicklungsmäglichkeiten, nicht nur in Deutschland, geschaffen.
Der Kreislauf mit der Tatsache, dass wir getrennt sammeln und wiederverwerten, ist
ein Export-Modell bis nach China geworden. Also man muss nicht immer nur an den Symptomen
kritisieren, sondern den Ursachen wirklich zu Leibe rücken. Wir sind viel zu sehr
'wegwerfmental' geprägt, nicht nur mit Blick auf die Abfälle, die wir in den Straßen
von Neapel sehen. Wegwerf-Mentalitäten finden wir an vielen anderen Ecken und Kanten
wieder. Wir finden sie in der Tatsache, dass wir auf der roten Liste der aussterbenden
Natur die Wegwerf-Natur sehen. Wir werfen extrem viel Energie weg, wenn wir uns bewußt
werden, mit welchen Wirkungsgraden wir unsere Autos fahren. Wegwerf wohin Sie blicken.
Dies ist der zugrundeliegende Tatbestand auch einer Situation wie in Neapel, dass
man sich nur mit Symptomen beschäftigt, und dann immer nach dem guten Motto vorgeht:
warum muss ich das machen, das soll der andere machen. Ein solches Fingerzeigen auf
anderen hat noch nie Probleme gelöst. Deswegen: braucht man auch verantwortliche Poltik,
die nicht nur fragt, ob das in der nächsten Wahl für die jeweilige Partei gut oder
schlecht ausgeht, sondern die nach Verantwortung fragt und dieser auch gerecht wird'.
*Jesus
hat einmal gesagt: Unser himmlischer Vater läßt seine Sonne aufgehen über Gerechte
und Ungerechte. Welche Rolle spielt die Sonne heute auf dem Gebiet des Umweltschutzes?
'Es
ist wunderbar, dass Sie dieses Zitat einfügen. Denn es ist ja wirklich sehr bemerkenswert,
dass eher immer wieder diejenigen eine Prämie kriegen, die mit geringerer Verantwortung
den Tag genießen und Lebensstile exerzieren, die nicht nachhaltig sein können. Aber
die Sonne spielt natürlich für uns eine zunehmende Rolle. Die Energiepotentiale, die
die Sonne täglich zu uns auf diese Welt schickt, sind weit mehr als nur ausreichend
für das, was wir an Energie auf dieser Welt brauchen. Aber die entscheidende Frage
ist: wie können wir diese Energie ernten, wie können wir die so erfassen, dass sie
für uns wirklich auch nutzbar wird? Wir machen sie bei jeder Gelegenheit immer wieder
nutzbar, wenn Sie denken, dass ohne Sonne, ohne die damit verbundene Veränderung von
Wetter, von Klima, von Niederschlägen ein Wachstum von Biomasse, eine Grundlage für
menschliches Leben überhaupt nicht da wäre. Also der Sonnegesang von dem Großen aus
Assisi wäre sicherlich eine Ergänzung, der dann eben auch noch die Brüderlichkeit
und Geschwisterlichkeit von Sonne, Mond und Schwester Quelle hinzufügt. Für mich ist
es ganz wichtig, dass wir nicht nur die Nützlichkeit dabei sehen, sondern über viele
Kulturen und Generaionen hinweg,auch eine Bedeutung darin sehen, dass dieser Schöpfer
auch die Sonne so geschaffen hat und so für uns verfügbar macht, dass wir auf diesem
Planeten leben können, dass wir unser Leben frei gestalten können, und dass wir die
Gaben, die auch durch die Sonne, dieser Welt und diesen Menschen zukommen, sinnvoll
und verantantwortungsvoll nutzen'.
*Herr Professor Töpfer, Solarenergie, Bio-Energie,
Windenergie,Wasserkraft, Erdwärme - stehen diese Begriffe allesamt im Gegensatz zur
weltweit umstrittenen Atomenergie?
'Sie stehen mit Sicherheit nicht im Gegensatz.Wir
haben eine so große Nachfrage an Energie, dass wir uns überhaupt nicht erlauben können,
eine Möglichkeit nicht ernsthaft aufzugreifen und weiter zu führen. Ich habe seit
vielen Jahren immer wieder gesagt: wir müssen auch alles dransetzen, dass wir eine
Energiezukunft erfinden, die ohne Kernenergie auskommt. Dass wir gegenwärtig an vielen
Stellen noch glauben, sie nicht vermeiden können, sie zu brauchen, ist ja auch ein
Stück Rückfall auf das, was wir in der Vergangenheit getan haben, um in diese Zwangssituation
nicht hinein zu kommen. Warum haben wir nicht früher in Sonnentechnologie investiert?
Warum ist es nicht möglich geworden, sehr viel schneller Geothermie nutzbar werden
zu lassen, Wind in Breite zu nutzen? Alles dies sind Rückfragen, die nicht sagen:
entweder oder, sondern die sagen, wir brauchen alle, alle Einsätze, alle geistigen
Kapazitäten, all die jungen Menschen in den Universitäten, in den Betrieben und wo
auch immer, damit wir alternative Energien auf breiter Fläche verfügbar machen. Alle
Entwicklungsländer werden über Kernenergie ganz sicherlich nicht ihre Energiezukunft
gestalten können, auch nicht China, auch nicht Indien. Aber sie brauchen viel Energie,um
die Armut zu überwinden und deswegen sind diese erneuerbaren Energien nicht irgendwelche
Arabesken von emotional überzogenen Umweltschützern in den hochentwickelten Ländern,
sondern es sind die Investitionen einer friedlichen Zukunft'.
*Der Vatikan
- sie haben es schon mehrfach angedeutet - der Heilige Stuhl ist ein ständiger Mahner,
wenn es darum geht, die Umwelt zu schützen, das Klima zu retten, weltweite Ernährung
zu gewährleisten. Welche Chancen, welche reelle Einwirkung messen Sie den Mahnrufen
aus dem Vatikan auf der internationalen Bühne bei?
'Ich glaube, diese Mahnrufe
sind außerordentlich wichtig. Sie sollten so konkret und so unmissverständlich sein,
wie nur irgendwie möglich. Sie sollten so gesagt werden, dass die Menschen in Afrika
es verstehen, nachvollziehen können, dass ihre Kirche, oder dass diese Kirche, sich
in ganz besonderer Weise für die Fragen interessiert, die ihr tagtägliches Leben mitbestimmen.
Wenn wir nicht diese Verbindung herstellen, dann werden wir sehr schnell sehen, dass
Heilsprediger aller Art an die Stelle derer kommen, die den Glauben Gottes verkünden.
Ich halte es für außerordentlich wichtig, dieses in einer sehr konkreten, in einer
- wenn Sie so wollen, in einer fast provozierenden Sprache zu sagen. Wenn es nicht
die Kirche macht, wer dann? Dass wir das nicht erwarten können von all den Diplomaten,
nicht erwarten können von all den Politikern, die wieder gewählt werden wollen oder
die im schlechtesten Fall korrupt nur an ihre eigene Zukunft denken. Das kann man
ägerlich feststellen, aber nur bedingt ändern. Aber ändern können wir, dass wir solche
Autoritäten, wie sie der Heilige Stuhl darstellt, mitbitten darum, in klarer Sprache,
für alle in dieser Welt verständlich zu sagen, dass es sich hier nicht um irgendeine
verschrobene Idee handelt, sondern um die Grundlage für uns, für unsere Existenz in
Solidarität mit allen Menschen in dieser Welt. Diese Kirche, diese katholische Kirche,
die auch meine Kirche ist, ist eine globale Kirche und ich habe das in Afrika wirklich
intensivst erleben dürfen und ich weiß, dass dort Sprache, dass Ansprache, dass Konkretes
sehr bedeutsam ist und dass das Diplomatische nie seine Wirkung hat. Deswegen kann
man nur ermutigen, dass der Heilige Stuhl diese klare, eindeutige Positionierung noch
verstärkt, noch weiter entwickelt'.
*Zum Schluss unseres Gespräches, eine ganz
persönliche Frage: Das Zentralkomittees der deutschen Katholiken sucht nach einem
Nachfolger für den nicht mehr zur Verfügung stehenden derzeitigen Präsident Hans-Joachim
Mayer. Würden Sie als Kandidat für dieses Oberste deutsche katholische Laiengremium
zur Verfügung stehen?
'Also nun machen Sie mich sprachlos, denn eine solche
Überlegung ist bisher noch nicht durch meinen Kopf gegangen. Deswegen sollte man auch
nicht spontan in der einen oder anderen Richtung antworten. Ich habe sehr genau verfolgt,
welche großartige Arbeit Professor Mayer dort getan hat. Ich weiß, dass gerade auch
die Laienorganisationen in unserer Kirche eine immer größere, immer wichtigere Aufgaben
zu übernehmen hatten, nicht als Ersatz, sondern als sinnvolle symbiotische Ergänzung
zur Amtskirche. Alles dies wird in der Zukunft auch dem Zntralkomittee ganz neue Dimensionen
und Aufgaben zuordnen. Ob ich dafür noch die richtige Person bin, ob man dafür wirklich
auch die hinreichenden Konzepte hat, das wage ich sehr zu bezweifeln. Insofern haben
Sie mich sprachlos gemacht, und vielleicht eine Antwort bekommen, die weder den einen
noch den anderen befriedigt.