Mit dem Thema Zwangsheirat müssen sich Politiker, Behörden und die Justiz in Europa
verstärkt auseinandersetzen. Dazu mahnt das Institut für Islamfragen der Deutschen
Evangelischen Allianz in Bonn. Das Problem sei durch die wachsende Zahl muslimischer
Zuwanderer nach Europa gekommen, heißt es in einer Pressemitteilung des Instituts.
Deren Leiterin, die Islamwissenschaftlerin Prof. Christine Schirrmacher, weist darauf
hin, dass die Zwangsehe im Islam eigentlich verboten sei. Nach Verlautbarungen einflussreicher
Theologen solle die künftige Ehefrau in die Heirat einwilligen. Allerdings hätten
besonders junge Mädchen und Frauen in der Praxis dort, wo Not, Bildungsarmut und verfestigte
Machtstrukturen herrschten, oft wenig Mitspracheecht. Schirrmacher macht auf einen
besonders krassen Fall in Saudi-Arabien aufmerksam. Dort habe ein 60-Jähriger dem
Gastgeber einer Feier umgerechnet 17.000 Euro für dessen zehnjährige Tochter geboten.
Darauf habe der Gastgeber eingewilligt, meldeten Mitte Juli die saudi-arabischen Zeitungen
al-Watan und al Medina. Den Berichten zufolge hat eine saudi-arabische Menschenrechtsgruppe
durchsetzen können, dass der Vollzug der Ehe fünf Jahre aufgeschoben wird.