2008-07-26 12:44:18

Serbien: „Kirche hatte mit Karadzic nichts zu tun“


RealAudioMP3 Der bisher meistgesuchte Massenmörder Europas, Radovan Karadzic, wurde nicht nur von den serbischen Geheimdiensten geschützt. Er genoss laut Medienberichten während der Flucht vor der internationalen Justiz auch die Unterstützung nationalistischer Intellektueller, die ihn öffentlich als Helden der serbischen Nation lobten. Eine unrühmliche Rolle habe auch die serbisch-orthodoxe Kirche gespielt, spekuliert nun die Turiner Zeitung „La Stampa“.
Der Stellvertretende Vorsitzende des Diözesanrates der Serbischen Orthodoxen Diözese für Mitteleuropa, Tihomir Popovic, verneint eine mögliche Beteiligung der serbisch-orthodoxen Kirche im Fall Karadzic.

„Die serbisch-orthodoxe Kirche hatte zu keiner Zeit den Willen und auch nicht die Ressourcen, Karadzic in irgendeiner Weise zu beschützen. Man muss auch hinzufügen, dass Karadzic von Vertretern der serbisch-orthodoxen Kirche dazu aufgerufen wurde, sich zu ergeben. Das hat beispielsweise Bischof Grigorije von Zahumlje-Herzegowina aus Bosnien getan. Meiner Meinung nach hat da jemand zu viel Dan Brown gelesen.“

Die Festnahme von Karadzic hat in Serbien verschiedene Reaktionen ausgelöst.

„Die serbisch-orthodoxe Kirche hat sich aber bisher nicht dazu geäußert. Zumindest gilt das für die offiziellen Stellen. Bisher gab es in der serbischen Zeitung „Blic“ eine Stellungnahme eines Professors des Belgrader Priesterseminars. In dieser Stellungnahme wird die Tätigkeit Karadzics bzw. Dabics als Heilpraktiker so erklärt, dass dies mit der Orthodoxie überhaupt nichts zu tun habe. Doch ansonsten gab es keine offiziellen Stellungnahmen.“

Popovic kritisiert aber die Medienberichterstattung rund um die Festnahme. Vor allem merkt er an,…

„… dass ich die Rezeption in einigen europäischen Medien – in den deutschen und britischen vor allem – als logisch, aber nicht ganz fair empfand. Die Medien wiederholten immer wieder, dass die Festnahme Karadzics zu spät geschehen sei; oder aber man sagte, dass erst jetzt die Serben bereit seien, weil sie mit der EU zusammenarbeiten wollen. Es ging also einzig um Vorwürfe in serbischer Richtung, anstatt zu sagen, dass es gut sei, dass Serbien zusammenarbeiten möchte und dass es ein Signal in die richtige Richtung sei. Das finde ich bedauernswert.“

(rv 26.07.2008 mg)







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