Vatikan-Erzbischof: „Humanae Vitae war prophetisch“
40 Jahre „Humanae
Vitae“ - ein Vatikanerzbischof spricht von einem „prophetischen Text“. Erzbischof
Rino Fisichella leitet die Lateran-Universität und die Päpstliche Akademie für das
Leben; er meint:
„Paul VI. wollte vor allem einen Wunsch verwirklichen,
den das Konzil ausgesprochen hatte. Wir sollten also vor allem die Kontinuität der
Lehre von „Humanae Vitae“ mit dem sehen, was die Konzilsväter gefordert hatten, nämlich
eine ehrliche Aussage zur Weitergabe des Lebens. „Humanae Vitae“ ruht auf zwei Prinzipien.
Zum einen das Naturrecht, die wahre Anerkennung der Gleichheit der Personen im Respekt
der natürlichen Ordnung, ohne zu irgendwelchen Techniken Zuflucht zu nehmen. Und zweitens
eine Erinnerung an die Verantwortung. Vergessen wir nicht, dass „Humanae Vitae“ von
verantworteter Vater- und Mutterschaft spricht; es geht um eine Wahl, die nicht dem
Zufall überlassen ist, sondern um eine verantwortliche Wahl. Ich glaube wirklich,
dass diese Lehre doch sehr vorausschauend war.“
Vor der Veröffentlichung
der Enzyklika hatte eine vom Papst gebildete Kommission nicht zu einer einheitlichen
Haltung zur künstlichen Empfängnisverhütung gefunden. Erzbischof Fisichella: „Paul
VI. hat lange überlegt, und meiner Meinung nach konnte er gar nicht anders, als dann
das zu lehren, was in Kontinuität mit der bisherigen Lehre der Kirche immer und überall
stand. Natürlich war in einem solchen Jahr 1968 ein solcher Text sofort ein Zeichen
des Widerspruchs – aber der Papst hat mit großem Mut die Kontinuität der Tradition
betont. Die Wahrheit wird nicht von der Mehrheit bestimmt, sondern sie bestimmt sich
aus der Treue zum Evangelium und zur Lehre der Kirche.“
Die italienische
Tageszeitung „Corriere della Sera” hat an diesem Freitag eine Anzeige veröffentlicht,
die den Titel „Offener Brief an den Papst“ trägt. Darin üben kirchenkritische Gruppen
harsche Kritik an „Humanae Vitae“. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi hat auf die
Anzeige mit einer harschen Erklärung reagiert. Darin spricht der Jesuit von „bezahlter
Propaganda für Verhütungsmittel“. Sie berühre noch nicht einmal entfernt die Kernfragen,
die „Humanae Vitae“ behandle.
„Außerdem ist der härteste Vorwurf, dass
nämlich die katholische Position die Verbreitung von Aids begünstige und damit von
Schmerz und Tod, eindeutig unbegründet. Die Verbreitung von Aids ist völlig unabhängig
von der religiösen Konfession der jeweiligen Bevölkerung und vom Einfluss der kirchlichen
Hierarchien; und eine Politik, die als Antwort auf Aids vor allem auf die Verbreitung
von Kondomen setzte, ist weithin gescheitert. Die Antwort auf Aids braucht viel tiefgehendere
und klarere Maßnahmen, und da ist die Kirche in vielerlei Hinsicht aktiv.“