2008-07-25 13:52:42

Powerfrauen im Dienst am Menschen – 50 Jahre Missionsärztliche Schwestern


RealAudioMP3 Die Missionsärztlichen Schwestern sind ein ungewöhnlicher Frauenorden. Zum einen wurde er – für katholische Verhältnisse – relativ spät gegründet: 1925 eröffnete die österreichische Ärztin Anna Dengel in Washington (USA) die erste Niederlassung ihres neuen Ordens. Zum anderen ist der Orden auch heute noch jung geblieben: Über Nachwuchsprobleme können die Schwestern – auch in Deutschland – Gott sei Dank nicht klagen. Die Hälfte der Schwestern ist unter 50 Jahren. In diesen Tagen feiert der Orden sein 50-jährige Bestehen in Deutschland. 1958 wurde in Mödrath in Nordrhein-Westfalen die erste Niederlassung gegründet. Heute leben in drei Häusern in Deutschland 31 der weltweit 625 Missionsärztlichen Schwestern. Eine von ihnen ist Schwester Maria Goetzens:


„Ich arbeite seit fast dreizehn Jahren als Ärztin in einer Ambulanz für wohnungslose Menschen in der Großstadt Frankfurt: Dort arbeite ich zusammen mit Krankenschwestern, Sozialarbeitern; wir haben Räumlichkeiten, in die kranke Menschen, die auf der Straße leben, kommen können und versorgt werden – manchmal bis hin zum Tod. Gleichzeitig gehen wir auch auf die Straßen Frankfurts Tag und Nacht und suchen diese Menschen auf, die einfach von der Gesellschaft nicht gern gesehen sind und oft sehr schwer krank sind.“

Eine nicht immer einfache Arbeit, sagt Schwester Maria Goetzens.


„Es ist sicherlich etwas, was manchmal an die Grenzen des Erträglichen führt. Aber mir persönlich hilft da mein Hintergrund, dass ich das als missionsärztliche Schwester tun darf – eben im Wissen darum, dass es für Gott keine hoffnungslosen Fälle gibt, dass ich nicht diejenige bin, die Heilung vorantreiben muss, aber dass Gott uns sein Potential geschenkt hat, alles in die Waagschale zu werfen, damit auch diesen Menschen Heilung widerfährt. Und das heißt manchmal auch Unrecht beim Namen nennen, das heißt manchmal konkret einen Verband anlegen, das heißt eben auch darauf hinzuweisen, dass es in einem entwickelten Land Menschen gibt, die nicht die Versorgung bekommen, die sie brauchen.“

Kernpunkt der Spiritualität der Ordensfrauen sei die Heilung – im umfassenden Sinn des Wortes:


„Heilung – ganzheitliche Heilung – ist doch ein Aspekt, der auch heute noch junge Frauen anspricht. Es geht ja darum, nicht nur Kranke zu heilen, es geht auch darum, die Wunden der Zeit in den Blick zu nehmen, an die Brennpunkt dieser Welt und auch in Deutschland zu gehen und hinzuschauen und dort Heilung zu fördern und Heilung zu ermöglichen.“

Der Name des Ordens – missionsärztliche Schwestern – ist etwas irreführend. Zwar gab es und gibt es in der Tat viele Medizinerinnen in der Gemeinschaft, aber man müsse keineswegs Ärztin sein, um in den Orden einzutreten, erklärt Schwester Maria.


„Heute schließen sich uns auch Lehrerinnen an, es sind Menschen mit sozialen Berufen, Sozialpädagoginnen, Sozialarbeiterinnen, alles, was eben dem Apostolat des Heilens dienen kann. Und das kann ja sehr vielfältig und unterschiedlich sein in Deutschland und weltweit. So haben wir beispielsweise eine Musiktherapeutin in unseren Reihen, wir haben eine Schwester, die sich mit Drogenkranken befasst, wir haben eine Schwester, die mit Gehörlosen arbeitet, wir haben Theologinnen in unseren Reihen, die arbeiten als Pastoralreferentinnen und Gemeindereferentinnen in Gemeinden, aber auch in neuen Projekten wie einem Meditationszentrum in der Großstadt, und die eben für Fragen der Menschen dieser Zeit offen sind.“

Die missionsärztlichen Schwestern tragen kein Ordensgewand – eine bewusste Entscheidung.


„Das ist schon mehrere Jahrzehnte so. Das hängt mit unserer Gründerin zusammen, die eigentlich von Anfang an sich nicht durch das Ordenskleid abheben wollte von den Menschen, denen sie Hilfe brachte. Gleichzeitig hat sie sich bewusst auch als Frau in der Kirche den damaligen Auflagen gestellt. Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil kam die Aufforderung: Zurück zum Ursprungs-Charisma! Da haben wir dann auch weltweit den Habit abgelegt. Sie erkennen uns also nicht an einer äußeren Tracht. Unsere Gründerin hat immer gesagt: An euren Taten sollen die Menschen erkenne, in welchem Auftrag ihr unterwegs seid. Nicht an den Äußerlichkeiten.“

Schwester Maria ist davon überzeugt: Es lohnt sich, die Missionsärztlichen Schwestern kennen zu lernen.


„Anna Dengel hat einmal gesagt: Ich war Feuer und Flamme. Ich kann persönlich nur sagen: Seit ich die Gemeinschaft kenne, stelle ich immer wieder fest: Dieser Satz ist wahr.“

Höhepunkt des Jubiläumsjahres in Deutschland ist die Wallfahrt der jüngeren Ordensmitglieder und interessierten Frauen vom 21. bis 25. Juli 2008. Die Fahrt ging durch das Lechtal nach Steeg in Tirol, dem Geburtsort der Ordensgründerin. Am 26. Juli lädt die Gemeinschaft zu einer Informationsveranstaltung über Anna Dengel ins Haus Marillac in Innsbruck ein. Im Anschluss findet ein gemeinsamer Gottesdienst mit Bischof Manfred Scheuer aus Innsbruck statt.
(rv 26.07.2008 mc)








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