Der Weg zu Fortschritt
und Sicherheit führt nicht über den Marxismus, sondern über die Demokratie. Das stellt
ein venezolanischer Bischof klar. Der sozialistische Präsident Hugo Chavez ist dieser
Tage in Russland unterwegs, um die militärische Zusammenarbeit auszubauen. Russischen
Medienangaben zufolge geht es dabei unter anderem um einen Waffeneinkauf in der Größenordnung
von 30 Milliarden Dollar für Venezuela. Das sind die falschen Prioritäten, warnt der
Erzbischof von Barquisimeto, Antonio José López Castello: „Ich
wünsche mir, dass unsere Länder Lateinamerikas vorankommen. Es gibt bei allem Geld
und allen Rohstoffen immer noch so viel Armut, Analphabetismus, Wohnungsnot, Kleinkriminalität.
Venezuela hat so viel Öl, aber die Straßen sind in entsetzlichem Zustand. Ich wünsche
mir, dass sich mein Volk entwickelt, spirituell, aber auch sozial und kulturell. Unser
katholischer Glaube heißt keineswegs die Armut gut, den Hunger oder die Ignoranz,
sondern er will die echte volle Entwicklung der Völker. Ich glaube, frühere Regierungen
wollten in diese Richtung gehen - aber Korruption, Trägheit und falsche Einstellungen
wirkten dagegen. Der Weg ist sicher nicht der marxistische Sozialismus, etwa kubanischer
Prägung.“
Chavez unterhält enge wirtschaftliche Beziehungen zu Kuba und
hat Fidel Castro mehrmals als seinen Freund und Mentor bezeichnet. Bischof López Castello
stellt klar, dass aus katholischer Sicht der Weg zu Fortschritt, Bildung, Beschäftigung
und Sicherheit zwangsläufig über die Demokratie führt. Die Kirche habe auf diesem
Weg eine wichtige Funktion: „Wir müssen für die Versöhnung unseres
Volkes arbeiten. Es wurde viel von Klassenkampf gesprochen, von Hass, Gewalt, Krieg.
Das hat der Gemeinschaft geschadet und sie quasi in zwei Gruppen gespalten: Die „Guten“
und die „Bösen“. Natürlich entspricht das nicht den Tatsachen. Wir sind alle Geschwister.
Unser Volk war immer ein tolerantes Volk, in Venezuela gab es seit jeher Diversität
und Pluralismus. Die Kirche hat immer geglaubt, dass die Wahrheit frei macht, und
sie glaubt, dass es keine echte Entwicklung, keine Bildung und keinen Fortschritt
außerhalb von Demokratie, Pluralismus und Frieden geben kann.“ (rv 24.07.2008
gs)