Papst Benedikt XVI.
empfängt am Freitag Iraks Premierminister Nuri el Maliki. Für den Regierungschef des
schwer angeschlagenen Landes unterbricht das Kirchenoberhaupt seine Erholungsphase
in der Sommerresidenz Castel Gandolfo. Die dramatische Lage christlicher Flüchtlinge
im und aus dem Irak wird bei dem Gespräch im Mittelpunkt stehen, glaubt der Menschenrechtsexperte
von missio, Otmar Oehring:
"Das würde ich auf jeden Fall hoffen. denn
das ist die Voraussetzung dafür, dass vielleicht von Seiten der irakischen Regierung
das Notwendige getan wird, um dafür Sorge zu tragen, dass Christen im Land bleiben
können."
Iraks Botschafter beim Heiligen Stuhl, Albert Edward Ismail Yelda,
zufolge wird el Maliki den Papst über die Maßnahmen aufklären, die seine Regierung
zur Erhöhung der Sicherheit im Land getroffen habe. Außerdem werde er auf die Entschlossenheit
hinweisen, mit der die Iraker den Terrorismus bekämpfen. Otmar Oehring ist von diesen
Maßnahmen nicht überzeugt. Die Sicherheitslage sei nicht geklärt,
„auch
wenn die Medienberichte zum Teil vorgaukeln wollen, dass es eine Verbesserung der
Lage gegeben hätte. Relativ gesehen stimmt das, aber ob jemand Opfer von einem oder
von 15 Bombenanschlägen wird, macht nicht viel aus.“
Oehring glaubt, dass
der Irak Gefahr läuft, sich in drei Staaten aufzuspalten.
„Das Land
ist unterteilt in ethnisch weitgehend „gesäuberte“ Bereiche mit Ausnahme der Stadt
Bagdad selber. Der Süden schiitisch, das Zentrum des Landes mit Bagdad sunnitisch
geprägt, der Norden von den Kurden geprägt, die ebenfalls sunnitische Muslime sind.
Im Grund gibt es leider schon jetzt Voraussetzungen, die dafür sprechen könnten, dass
es in Zukunft nicht mehr einen Irak gibt und auch keine Föderation von drei Teilstaten,
sondern dass es drei selbständige Staaten auf dem Territorium des heutigen Irak gibt.
Das heißt also, dass es viele Aufgaben gibt, denen sich die Regierung widmen muss,
und das Problem der Christen, die eine winzig kleine und immer kleiner werdende Minderheit
im Irak sind, ist da wirklich nur ein kleines Problem am Rand.“
Tatsächlich
hatte Papst Benedikt immer wieder betont, dass es ihm nicht nur um das Schicksal der
Christen im Irak geht, sondern um das der Bevölkerung des ganzen Landes. An sich ist
das Treffen zwischen Papst Benedikt und dem irakischen Premier, der dieser Tage Europa
bereist, ein positives Zeichen.
„Was es konkret bringen wird, ist schwer
zu sagen. Es ist so, dass der größte Siedlungsschwerpunkt der Christen, Bagdad, schon
sehr weit von Christen "gesäubert" worden ist. Es gibt nur noch wenige Christen, die
in Bagdad überleben. Und die auch nur deshalb, weil sie sich in den Schutz einer der
schiitischen Milizen haben begeben müssen. Sie sind momentan relativ sicher, aber
das ist eine wackelige Sicherheit. Da ist es nötig, dass der Heilige Vater dem irakischen
Ministerpräsidenten erwartet, und umgekehrt auch, dass die irakische Regierung tatsächlich
willens ist, etwas zu tun zugunsten der Christen. Ob sie das tatsächlich kann vor
dem Hintergrund des Mächtespiels im Irak, ist eine andere Frage.“ (rv/ansa
24.07.2008 gs)