2008-07-24 15:54:25

Vatikan/Irak: "Christen im Fokus"


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. empfängt am Freitag Iraks Premierminister Nuri el Maliki. Für den Regierungschef des schwer angeschlagenen Landes unterbricht das Kirchenoberhaupt seine Erholungsphase in der Sommerresidenz Castel Gandolfo. Die dramatische Lage christlicher Flüchtlinge im und aus dem Irak wird bei dem Gespräch im Mittelpunkt stehen, glaubt der Menschenrechtsexperte von missio, Otmar Oehring:


"Das würde ich auf jeden Fall hoffen. denn das ist die Voraussetzung dafür, dass vielleicht von Seiten der irakischen Regierung das Notwendige getan wird, um dafür Sorge zu tragen, dass Christen im Land bleiben können."

Iraks Botschafter beim Heiligen Stuhl, Albert Edward Ismail Yelda, zufolge wird el Maliki den Papst über die Maßnahmen aufklären, die seine Regierung zur Erhöhung der Sicherheit im Land getroffen habe. Außerdem werde er auf die Entschlossenheit hinweisen, mit der die Iraker den Terrorismus bekämpfen. Otmar Oehring ist von diesen Maßnahmen nicht überzeugt. Die Sicherheitslage sei nicht geklärt,


„auch wenn die Medienberichte zum Teil vorgaukeln wollen, dass es eine Verbesserung der Lage gegeben hätte. Relativ gesehen stimmt das, aber ob jemand Opfer von einem oder von 15 Bombenanschlägen wird, macht nicht viel aus.“

Oehring glaubt, dass der Irak Gefahr läuft, sich in drei Staaten aufzuspalten.


„Das Land ist unterteilt in ethnisch weitgehend „gesäuberte“ Bereiche mit Ausnahme der Stadt Bagdad selber. Der Süden schiitisch, das Zentrum des Landes mit Bagdad sunnitisch geprägt, der Norden von den Kurden geprägt, die ebenfalls sunnitische Muslime sind. Im Grund gibt es leider schon jetzt Voraussetzungen, die dafür sprechen könnten, dass es in Zukunft nicht mehr einen Irak gibt und auch keine Föderation von drei Teilstaten, sondern dass es drei selbständige Staaten auf dem Territorium des heutigen Irak gibt. Das heißt also, dass es viele Aufgaben gibt, denen sich die Regierung widmen muss, und das Problem der Christen, die eine winzig kleine und immer kleiner werdende Minderheit im Irak sind, ist da wirklich nur ein kleines Problem am Rand.“

Tatsächlich hatte Papst Benedikt immer wieder betont, dass es ihm nicht nur um das Schicksal der Christen im Irak geht, sondern um das der Bevölkerung des ganzen Landes. An sich ist das Treffen zwischen Papst Benedikt und dem irakischen Premier, der dieser Tage Europa bereist, ein positives Zeichen.


„Was es konkret bringen wird, ist schwer zu sagen. Es ist so, dass der größte Siedlungsschwerpunkt der Christen, Bagdad, schon sehr weit von Christen "gesäubert" worden ist. Es gibt nur noch wenige Christen, die in Bagdad überleben. Und die auch nur deshalb, weil sie sich in den Schutz einer der schiitischen Milizen haben begeben müssen. Sie sind momentan relativ sicher, aber das ist eine wackelige Sicherheit. Da ist es nötig, dass der Heilige Vater dem irakischen Ministerpräsidenten erwartet, und umgekehrt auch, dass die irakische Regierung tatsächlich willens ist, etwas zu tun zugunsten der Christen. Ob sie das tatsächlich kann vor dem Hintergrund des Mächtespiels im Irak, ist eine andere Frage.“
(rv/ansa 24.07.2008 gs)








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