„Wenn Ihr die
Kraft des Heiligen Geistes annehmt, könnt auch Ihr Eure Familien Gemeinschaften und
Nationen verwandeln.“ Diesen Appell richtete Papst Benedikt XVI. am Samstagabend
(Ortszeit) an die Teilnehmer des Weltjugendtags. „Setzt die Gaben frei! Lasst Weisheit,
Stärke, Gottesfurcht und Frömmigkeit die Zeichen Eurer Größe sein!“ Die gemeinsame
Überzeugung, nicht nur des Papstes und der 200.000 Menschen an der Pferderennbahn
von Sydney: „Das Leben dreht sich nicht um das Anhäufen von Gütern. Es ist weit
mehr als Erfolg. Wirklich leben bedeutet, von innen her verwandelt zu werden, offen
zu sein für die Energie der Liebe Gottes.“ Mit diesem Grundsatz im Gepäck schickt
das Kirchenoberhaupt die Jugendlichen auf die Reise: „Ihr sollt meine Zeugen sein…bis
an die Grenzen der Erde“ (Apg 1,8). „Ihr seid Euch bereits durchaus bewusst,
dass unser christliches Zeugnis vor eine Welt getragen wird, die in vieler Hinsicht
fragil ist. Die Einheit von Gottes Schöpfung ist durch Wunden geschwächt, die besonders
tief gehen, wenn gesellschaftliche Beziehungen auseinanderbrechen oder wenn der menschliche
Geist gleichsam aufgerieben wird durch Ausbeutung und Missbrauch von Menschen.“ Der
Relativismus verleugne in der heutigen Gesellschaft jene Prinzipien, die befähigen,
„in Einheit, Ordnung und Harmonie“ zu leben. Christliches Zeugnis stünde dem entgegen,
so der Papst und legt in seiner Predigt dann den Schwerpunkt auf die Einheit der Kirche. „Einheit
und Versöhnung können nicht durch unsere Anstrengungen allein erreicht werden. Gott
hat uns füreinander geschaffen (vgl. Gen 2,24), und nur in Gott und seiner Kirche
können wir die Einheit finden, die wir suchen. Doch angesichts der – sowohl individuellen
als auch institutionellen – Unvollkommenheiten und Enttäuschungen sind wir manchmal
versucht, künstlich eine ,perfekte’ Gemeinschaft zu konstruieren. Diese Versuchung
ist nicht neu. Die Geschichte der Kirche enthält viele Beispiele von Versuchen, die
menschlichen Schwächen oder Versagen zu umgehen oder sich über sie hinwegzusetzen,
um eine vollkommene Einheit, eine geistige Utopie zu schaffen. In Wirklichkeit
untergraben solche Versuche die Einheit, die sie konstruieren wollen! Den Heiligen
Geist von dem in den institutionellen Strukturen der Kirche gegenwärtigen Christus
zu trennen, würde die Einheit der christlichen Gemeinschaft, die ja gerade ein Geschenk
des Heiligen Geistes ist, gefährden!“ Die „Versuchung zum Alleingang“ bestehe,
so der Papst, mit Verweis auf nicht näher beschriebene lokale Gemeinschaften. Benedikt
XVI. ermunterte statt dessen eindringlich zum gemeinsamen Engagement, „für den Aufbau
der Kirche, damit wir“ - einer zerrissenen - „Welt dienen können“. „Tragt Ihr
dazu bei! Widersteht der Versuchung, wegzugehen! Denn die Allseitigkeit, der Weitblick
unseres Glaubens – fest und doch offen, gleichbleibend und doch dynamisch, wahr und
doch ständig wachsend in der Einsicht – gerade das ist es, was wir unserer Welt zu
bieten haben.“ (rv 19.07.2008 bp)