Österreich: Abt fordert mehr Zusammenarbeit in der Politik
Für eine stärkere Zusammenarbeit in der österreichischen Politik hat der Abt des Stiftes
Heiligenkreuz, Gregor Henckel-Donnersmarck, plädiert. Als Geistlicher müsse er Zurückhaltung
üben in der Kommentierung der tagespolitischen Ereignisse, so der Abt in einem Interview
in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins Profil. Er würde sich aber „eine
bessere Zusammenarbeit der großen politischen Kräfte dieses Landes“ wünschen. Wenn
nicht einmal die Hälfte der Legislaturperiode bewältigt wird, sei das „bedauerlich“,
sagte Henckel-Donnersmarck. Eine Änderung des Wahlrechts in Richtung Mehrheitswahlrecht
könnte vielleicht dazu beitragen, das Vertrauen in die Politik wieder zu stärken.
Der Abt erinnerte an die „Pflicht“ der Katholiken, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu
machen, auch wenn die Entscheidung für eine der Parteien oft nicht leicht falle. Zu
den wichtigen Aufgaben der Politik gehört es laut Henckel-Donnersmarck, die Wirtschaft
in vernünftiger Weise zu regeln. Die Globalisierung könne etwas sehr Gutes sein, „aber
sie muss in Subsidiarität und Solidarität erfolgen, in einer Kultur der Regelungen“.
Die katholische Soziallehre gehe „nicht von einer Abschaffung des Staates aus“, hob
der Abt hervor. „Wir wollen keinen Nachtwächterstaat, der sich um die Wirtschaft überhaupt
nicht kümmmert“, so Henckel-Donnersmarck, der Wirtschaftswissenschaften studiert hat
und führend in der Privatwirtschaft tätig war, ehe er mit 34 Jahren in das Zisterzienserstift
Heiligenkreuz eintrat. Die Kirche trete für das Konzept einer sozialen Marktwirtschaft
ein. Der Markt soll „kreative Kräfte freisetzen, er soll aber auch vor sich selbst
geschützt werden“: Eine sich selbst überlassene Wirtschaft stehe in Gefahr, „unsozial
und verantwortungslos gegenüber der Schöpfung“ zu werden und damit sich selbst zu
zerstören. (kap 17.07.2008 bp)