In seiner ersten Rede
in Australien hat Benedikt XVI. das historische Unrecht gegenüber der australischen
Urbevölkerung angesprochen und zu Versöhnung und gegenseitigem Respekt aufgerufen.
Benedikt XVI. hatte am Donnerstagvormittag (Ortszeit) sein Besuchsprogramm in Sydney
aufgenommen. Generalgouverneur Michael Jeffery und Premierminister Kevin Rudd empfingen
ihn mit einer offiziellen Begrüßungszeremonie im Garten des Government House. Benedikt
lobte die „mutige Entscheidung der australischen Regierung, die in der Vergangenheit
begangenen Ungerechtigkeiten gegen die indigenen Völker anzuerkennen“.
Wörtlich
sagte der Papst dem Generalgouverneur und dem Premierminister:
„Zu Recht
suchen Sie, das Auseinanderklaffen zwischen indigenen und nicht indigenen Australiern
hinsichtlich der Lebenserwartungen, der Ausbildungsziele und der wirtschaftlichen
Chancen zu überwinden! Dieses Beispiel der Versöhnung gibt all jenen Völkern in der
ganzen Welt Hoffnung, die danach verlangen, dass ihre Rechte bestätigt werden und
ihr gesellschaftlicher Beitrag anerkannt und gefördert wird.“
Mit der Entschuldigung
für jahrzehntelange Diskriminierungspolitik im Februar dieses Jahres haben die australischen
Regierung und das Parlament eine große politische Hürde auf dem Weg zur Versöhnung
mit den Aborigines beiseite geschafft. Die Erklärung von Premierminister Kevin Rudd
galt den Ureinwohnern, die ihren Familien bis in die 70er-Jahre zwangsweise genommen
und in weißen Waisenheimen oder Pflegefamilien aufgezogen wurden. Sie sollten assimiliert
oder als Hausangestellte für eine weiße Elite erzogen werden. „Wir entschuldigen uns
für den Schmerz, das Leid und die Kränkung dieser gestohlenen Generationen, ihrer
Nachfahren und der betroffenen Familien“, hieß es in der Erklärung. Die Betroffenen
erwarten jetzt sozialen Ausgleich und Investitionen in Schulen und Gesundheitseinrichtungen.
Benedikt
XVI. lobte das australische Engagement bei internationalen Friedensmissionen. Weiter
würdigte er die Bemühungen des Landes im Umweltschutz.
„In diesem Zusammenhang
stelle ich fest, dass Australien sich ernstlich engagiert, um sich seiner Verantwortung
in der Sorge um die natürliche Umwelt zu stellen. Auf gleiche Weise hat dieses Land
gegenüber der menschlichen Umwelt großzügig internationale Operationen zur Friedenserhaltung
unterstützt, indem es zur Lösung von Konflikten im Pazifikraum, in Südostasien und
anderswo beigetragen hat. Aufgrund der vielen in Australien vertretenen religiösen
Traditionen ist dies hier ein besonders fruchtbarer Boden für den ökumenischen und
interreligiösen Dialog.“
Premierminister Rudd hieß seinerseits den Papst
auf dem Kontinent mit „einer der ältesten Kulturen“ der Welt willkommen. Australien
habe eine „zeitweise mit Problemen belastete Vergangenheit“, aber arbeite für eine
bessere Zukunft.
Sydney - das betonte Benedikt XVI. ausdrücklich - sei ein
geeigneter Ort und Gastgeber für einen Weltjugendtag:
„Es scheint besonders
angebracht, den Weltjugendtag hier zu feiern; denn die Kirche in Australien ist sowohl
die jüngste unter den Kirchen auf den verschiedenen Kontinenten als auch eine der
am meisten kosmopolitischen. Seit der ersten europäischen Siedlung hier im späten
18. Jahrhundert ist dieses Land nicht nur zu einem Zuhause von Generationen von Europäern,
sondern von Menschen aus jedem Winkel der Erde geworden.“