2008-07-17 02:29:40

Government House: „Beispiel der Versöhnung"


In seiner ersten Rede in Australien hat Benedikt XVI. das historische Unrecht gegenüber der australischen Urbevölkerung angesprochen und zu Versöhnung und gegenseitigem Respekt aufgerufen. Zugleich lobte der Papst die „mutige Entscheidung der australischen Regierung, die in der Vergangenheit begangenen Ungerechtigkeiten gegen die indigenen Völker anzuerkennen“.
Benedikt XVI. nahm am Donnerstagvormittag (Ortszeit) sein Besuchsprogramm in Sydney auf. Generalgouverneur Michael Jeffery und Premierminister Kevin Rudd empfingen ihn mit einer offiziellen Begrüßungszeremonie im Garten des Government House. Das Kirchenoberhaupt war nach einem dreitägigen Erholungsaufenthalt in Kenthurst am Mittwochabend in Sydney eingetroffen.
 Hier Auszüge aus der ersten Ansprache des Papstes in deutscher Übersetzung:

Sehr geehrte Damen und Herren!
liebe australische Freunde!

Mit großer Freude grüße ich Sie heute. Ich möchte dem Generalgouverneur, Generalmajor Michael Jeffery, und Premierminister Kevin Rudd danken für die Ehre, die sie mir durch ihre Anwesenheit bei dieser Feier erweisen, und dafür, daß sie mich so freundlich willkommen geheißen haben. Wie Sie wissen, konnte ich seit meiner Ankunft in Australien am vergangenen Sonntag einige Ruhetage genießen. Ich bin sehr dankbar für die mir entgegengebrachte Gastfreundschaft. Nun freue ich mich darauf, heute abend am „Willkommen im Land“ von Seiten der indigenen Bevölkerung teilzunehmen und dann die großen Ereignisse zu feiern, die das Ziel meines Apostolischen Besuchs in diesem Land sind: den 23. Weltjugendtag.
(…) Seit dem ersten Weltjugendtag im Jahr 1986 ist ersichtlich, daß eine große Zahl von Jugendlichen die Gelegenheit schätzt, zusammenzukommen, um ihren Glauben an Christus zu vertiefen und miteinander eine freudige Erfahrung der Gemeinschaft in seiner Kirche zu teilen. Sie verlangen danach, Gottes Wort zu hören und mehr über ihren christlichen Glauben zu lernen. Sie sind begierig, an einem Event teilzunehmen, der die großen Ideale in den Blick nimmt, die sie inspirieren, und sie kehren nach Hause zurück erfüllt von Hoffnung und erneuert im Entschluß, zum Aufbau einer besseren Welt beizutragen. Für mich ist es eine Freude, bei ihnen zu sein, mit ihnen zu beten und gemeinsam mit ihnen die Eucharistie zu feiern. Der Weltjugendtag erfüllt mich mit Vertrauen für die Zukunft der Kirche und für die Zukunft unserer Welt.
Es scheint besonders angebracht, den Weltjugendtag hier zu feiern; denn die Kirche in Australien ist sowohl die jüngste unter den Kirchen auf den verschiedenen Kontinenten als auch eine der am meisten kosmopolitischen. Seit der ersten europäischen Siedlung hier im späten 18. Jahrhundert ist dieses Land nicht nur zu einem Zuhause von Generationen von Europäern, sondern von Menschen aus jedem Winkel der Erde geworden. Die riesige Vielfalt der australischen Bevölkerung verleiht einer im Vergleich zum Großteil der restlichen Welt noch jungen Nation heute eine besondere Lebendigkeit. Doch vor der Ankunft westlicher Siedler lebten schon über Jahrtausende nur die Aborigines und die Inselbewohner der Torresstraße in diesem Land. Ihr altehrwürdiges Vermächtnis bildet einen wesentlichen Teil der kulturellen Landschaft des modernen Australien. Dank der mutigen Entscheidung der australischen Regierung, die in der Vergangenheit an der indigenen Bevölkerung begangenen Ungerechtigkeiten anzuerkennen, ist man nun dabei, konkrete Schritte zu unternehmen, um zu einer auf gegenseitigem Respekt gegründeten Versöhnung zu gelangen. Zu Recht suchen Sie, das Auseinanderklaffen zwischen indigenen und nicht indigenen Australiern hinsichtlich der Lebenserwartungen, der Ausbildungsziele und der wirtschaftlichen Chancen zu überwinden! Dieses Beispiel der Versöhnung gibt all jenen Völkern in der ganzen Welt Hoffnung, die danach verlangen, daß ihre Rechte bestätigt werden und ihr gesellschaftlicher Beitrag anerkannt und gefördert wird.
Die Siedler, die aus Europa hierher kamen, umfaßten immer einen bedeutenden Anteil an Katholiken, und wir dürfen zu Recht stolz sein auf den Beitrag, den sie zur Entstehung der Nation geleistet haben, insbesondere in den Bereichen der Bildung und des Gesundheitswesens. Eine der herausragenden Gestalten der Geschichte dieses Landes ist die selige Mary MacKillop, an deren Grab ich im weiteren Verlauf dieses Vormittags noch beten werde. Ich weiß, daß ihre Ausdauer angesichts der Widrigkeiten, ihr Aufruf zur Gerechtigkeit zugunsten der ungerecht Behandelten und ihr konkretes Beispiel von Heiligkeit zu einer Inspirationsquelle für alle Australier wurden. (…) Im heutigen säkularisierteren Umfeld leistet die Gemeinschaft der Katholiken weiter einen wichtigen Beitrag für das Leben der Nation, nicht nur durch die Bildung und im Krankendienst, sondern besonders dadurch, daß sie die geistliche Dimension jener Fragen aufzeigt, die in der gegenwärtigen Diskussion im Vordergrund stehen.
Angesichts der vielen tausend Jugendlichen, die in diesen Tagen Australien besuchen, ist es angebracht, darüber nachdenken, welche Welt wir den zukünftigen Generationen hinterlassen. Nach den Worten Ihrer Nationalhymne ist dieses Land „reich an Geschenken der Natur, an üppiger und seltener Schönheit“. Die Wunder der Schöpfung Gottes erinnern uns an die Notwendigkeit, die Umwelt zu schützen und die Güter der Erde verantwortlich zu verwalten. In diesem Zusammenhang stelle ich fest, daß Australien sich ernstlich engagiert, um sich seiner Verantwortung in der Sorge um die natürliche Umwelt zu stellen. Auf gleiche Weise hat dieses Land gegenüber der menschlichen Umwelt großzügig internationale Operationen zur Friedenserhaltung unterstützt, indem es zur Lösung von Konflikten im Pazifikraum, in Südostasien und anderswo beigetragen hat. Aufgrund der vielen in Australien vertretenen religiösen Traditionen ist dies hier ein besonders fruchtbarer Boden für den ökumenischen und interreligiösen Dialog.
(…)Das Thema, das für den Weltjugendtag 2008 gewählt wurde, ist den Worten entnommen, die Jesus selbst an seine Jünger gerichtet hat, wie sie in der Apostelgeschichte angeführt sind: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein … bis an die Grenzen der Erde“.(…)
Die Papst-Ansprachen in voller Länge sind nachzulesen auf der Homepage des Vatikans www.vatican.va und in den jeweiligen Ausgaben des Osservatore Romano.
(rv 17.07.2008 bp)
 







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