Großbritannien: Primas Williams zur drohenden Spaltung
Die Frage der Haltung
zur Homosexualität und die von Weihe von Frauen zu Bischöfinnen werden zu einer ernsten
Gefahr für die anglikanische Kirche. Diskutiert wird, wie angesichts der fundamentalen
Meinungsunterschiede noch die Einheit bewahrt werden kann. Es ist das beherrschende
Thema der 14. Lambeth-Konferenz, die an diesem Mittwoch im südenglischen Canterbury
begonnen hat.
Wir haben mit dem Ehrenoberhaupt der Anglikaner gesprochen, Erzbischof
Rowan Williams von Canterbury. Er ist der Einladende der Konferenz:
„Im
Herzen der ganzen anglikanischen Gemeinschaft steht die Beziehung. Wir sind niemals
eine Institution gewesen, die durch feste Regeln zusammengehalten worden wäre. Und
das führt manchmal - so wie jetzt - zu einer gewissen Konfusion. Wir wollen bei der
Lambeth-Konferenz uns keine neuen Regeln geben, aber wir müssen doch darüber sprechen,
wie wir unsere Beziehungen stärken und die Gemeinschaft erhalten. Das ist mit dem
,Bündnis’ unter den anglikanischen Kirchen gemeint, das wir derzeit diskutieren: Eine
Beziehung auf der Basis einer Zusage. Auf diese Weise wollen wir zusammen kommen,
Meinungen diskutieren und schließlich zu Entscheidungen zu kommen.“
Das
wird wohl schwierig werden, denn aus Protest gegen die Positionen liberaler Teilnehmer
hat rund ein Viertel der geladenen Bischöfe den Besuch der Konferenz abgesagt. Darunter
sind fünf Oberhäupter von Kirchenprovinzen, wie der einflussreiche Primas von Nigeria,
Erzbischof Peter Akinola. Dessen Kirche ist mit rund 18 Millionen Mitgliedern die
zweitgrößte innerhalb der anglikanischen Kirchenunion nach Großbritannien (26 Millionen). Als
ökumenische Beobachter sind Vertreter anderer Konfessionen geladen, darunter der Präsident
des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kurienkardinal Walter Kasper,
und der Generalsekretär des Weltkirchenrats, Samuel Kobia. Auch der Präfekt der vatikanischen
Missionskongregation, Kurienkardinal Ivan Dias, wird zur Lambeth-Konferenz erwartet.