Wer macht das Image
der Kirche? Darüber sprechen an diesem Freitag im Vatikan Medienleute und Unternehmensberater
bei einer Tagung der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan und der Benedicuts-Stiftung.
Tenor: Deutschsprachige Medien berichten mitunter sehr selektiv über kirchliche Angelegenheiten.
Beispielsweise ist derzeit viel von finanziellen Problemen der Kirche die Rede, von
Umstrukturierungen und Pfarrzusammenlegungen. Dabei ist am Zustand der Kirche über
die Jahre betrachtet zunächst einmal der Rückgang der Gläubigen dramatisch, weniger
aber der Rückgang an finanziellen Mitteln – den gibt es nämlich bei näherer Betrachtung
gar nicht, sagt der Unternehmensberater Thomas von Mitschke-Collande, Fachmann für
die katholische Kirche bei McKinsey in München.
„Tatsächlich haben sich
aber die finanziellen Ressourcen in den vergangenen 40 Jahren nahezu vervierfacht.
Das eigentliche Problem der Kirche ist der Rückganz der Partizipation, der Bindung.
Das heißt, nur noch 14 Prozent der Katholiken gehen regelmäßig in die Kirche, vor
40 Jahren waren es noch knapp 50 Prozent. Wir müssen davon ausgehen, dass dieser Trend
weitergeht. Nicht so sehr die Austritte, sondern mangelnde Taufen. Wir haben heute
rund 25 Millionen Katholiken in Deutschland (was rund 30 Prozent entspricht). In
zehn oder 15 Jahren ist eine Zahl von 20 Prozent durchaus realistisch.“
Für
die Kirche gilt es zunächst, diese Diagnose zu akzeptieren, empfiehlt der Unternehmensberater
– und dann Strategien zu entwickeln, sich wieder sinnvoller ins Gespräch zu bringen.
Denn die Krise der Kirche äußert sich auch darin, dass sie in den Massenmedien praktisch
kaum vorkommt.
„Kirche ist präsent in lokalen Zeitungen mit Glockenweihen
und dergleichen, in den breiten überregionalen ist sie nur noch mit großen Ereignissen
präsent, oder wenn irgendwelche Fehlverhaltungen stattfinden. Im Fernsehen findet
Kirche nur noch zur späten Abendstunde statt, für einen kleinen Kreis aufgeklärten,
christlich interessierten Bildungsbürgertums.“
Kirche muss sich auseinandersetzen
mit der sie umgebenden säkularisierten Gesellschaft, in der sie auch in Konkurrenz
mit anderen sinnstiftenden Organisationen steht. Dabei hat die Kirche durchaus überzeugende
Stärken, die sie von „Mitbewerbern“ aller Art abhebt, sagt Mitschke: das sind nicht
nur ihre alten Strukturen, sondern vor allem ihr Personal.
„Kirche wird
in ihren Botschaften dann glaubwürdig, wenn sie von Menschen kommt. Es sind nicht
die Steine und nicht die Konzerte, die ihnen täglich in ihren Nöten, Sehnsüchten beistehen.
Deshalb geht es darum, sich sehr stark am Menschen zu orientieren und ihn in den Mittelpunkt
zu stellen. Die Kirche ist für den Menschen da, und nicht der Mensch für die Kirche.
Das ist für mich auch eine konsequente Wiederentdeckung des Gläubigen. Wir haben teils
zu stark Bewegungen gehabt: auf der einen Seite Kirche, auf der anderen die Gläubigen.
Der Gläubige ist nicht nur ein Verbraucher von Glauben, sondern er produziert ihn
und gibt ihn weiter.“