2008-07-11 11:46:56

Vatikan: Bertone, „Kirche muss verständlich reden“


RealAudioMP3 Wahre Laizität bedeutet für die Kirche, sich im demokratischen Diskurs verständlich zu machen. Das hat am Donnerstag Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone betont. Er sprach bei einem Festakt zum 60-jährigen Bestehen der italienischen Verfassung. Man müsse eine wünschenswerte gesunde Laizität von einer radikalen und antiklerikalen unterscheiden, so Bertone.

„Die Kirchen zu hindern, ihre Position zu allen Themen zu äußern, ist nicht ein Akt von Laizität, sondern ein Scherbengericht, und das nur, weil ihr Wertesystem nicht der dominierenden Kultur entspricht. Alle diejenigen, die starke Werte vertreten, müssen sich also um eine gesunde Laizität bemühen, gleich ob es sich um die katholische Kirche handelt oder um andere Kulturen oder Religionen. Und das bedeutet, sich bemühen um eine Übersetzung der eigenen Werte in jene ,universelle Sprache’ der demokratischen Auseinandersetzung. Das ist Basis und Quelle für eine wahre Laizität und für wahre Demokratie.“

Die italienische Verfassung von 1948 sei „laikal“, aber nicht „laizistisch“, so Bertone. In einem Klima gesunder „Laizität“ sei es auch möglich gewesen, die konkordatären Übereinkünfte zwischen Italien und dem Heiligen Stuhl in die Verfassung einzubeziehen und so eine „fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat“ zu ermöglichen.
Bertone würdigte in diesem Zusammenhang die neuen Akzente, die der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy gesetzt habe. Bedauerlich sei, dass die beiden großen Reden des französischen Präsidenten zu diesem Thema - eine im römischen Lateranpalast und eine in der saudiarabischen Hauptstadt Riad - in Frankreich vielfach „Erstaunen und Entrüstung“ hervorgerufen hätten. In beiden Reden gebe es Elemente, die auf eine positive Entwicklung des Begriffs der „Laizität“ hoffen ließen, die in Frankreich vielfach noch von den antiklerikalen, ja antireligiösen Vorurteilen der Dritten Republik gepägt seien.

Bei dem Festakt auf dem Kapitol sprachen neben Bertone außerdem der frühere italienische Premierminister Giulio Andreotti, der Linkspolitiker Massimo d’Alema sowie der Bürgermeister von Rom, Gianni Alemanno von der Alleanza Nazionale. Die italienische Verfassung trat am 1. Januar 1948 in Kraft.

(rv 11.07.2008 mc)








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