2008-07-10 13:53:02

D: „Ökumenischer Schulterschluss“ gegen Sterbehilfe


RealAudioMP3 Für gemeinsames Agieren und Argumentieren gegen Sterbehilfe hat die evangelische Landesbischöfin Margot Käßmann plädiert. Die katholische und die Evangelische Kirche in Deutschland verträten hier gleiche Positionen.
Beim ARD-Talk „Hart aber fair“ kam es am Mittwochabend zum erwarteten Schlagabtausch zwischen Landesbischöfin Margot Käßmann und dem früheren Hamburger Justizsenator Roger Kusch zum Thema Sterbehilfe. Kusch hatte nach eigenen Angaben eine nicht lebensbedrohlich erkrankten 79-jährige Frau beim Suizid begleitet. Der Fall hatte bei Vertretern aus Politik, Kirche und Gesellschaft scharfen Protest ausgelöst.
Käßmann kritisierte die Suizidbegleitung und Kuschs öffentliche Stellungnahmen dazu. Sterbebegleitung brauche Zeit, Geduld und Liebe. Es mache sie „abgrundtief traurig“, dass so reißerisch mit einem Leben umgegangen worden sei. Kusch warf der evangelischen Bischöfin in der Sendung vor, mit ihrer Haltung die „Autonomie des Einzelnen“ infrage zu stellen. Sie erwecke den Eindruck, die christliche Religion habe ein Patenrezept für die Probleme der Menschen am Lebensende. Maßgeblich für ihn bei seinem Angebot zur Sterbehilfe sei „Respekt vor den Maßstäben meines Mitmenschen“.

Ein gesetzliches Verbot von Sterbehilfe sei zwar ein deutliches Zeichen der Gesellschaft, reicht aber nicht aus, bekräftigte Käßmann bereits vor der Sendung im Gespräch mit dem Kölner Domradio:
„Für mich ist das gesetzliche Verbot ein Zeichen der Gesellschaft zu sagen, wir wollen nicht, dass Geschäfte mit der Angst vor dem Tod gemacht werden. Aber das ist nur ein Zeichen. Andererseits brauchen wir viel stärker eine Diskussion über würdevolles Sterben und ich denke vor allen Dingen auch darüber, dass ein Leben auch etwas wert ist, wenn es nicht leistungsfähig ist, wenn es nicht 100-prozentig gesund ist und überall mithalten kann. Und eine Diskussion über die Pflegesituation, die macht mir wirklich sorgen, das muss ich sagen, ich verstehe auch die Angst vieler Menschen! Wir wissen als Kirchen ja im Moment gar nicht mehr, wie wir in der ambulanten Pflege bleiben sollen, weil wir die Preise da nicht halten können, wenn wir Tarife zahlen. Da ist wirklich etwas zu tun und da muss dringend etwas verändert werden, damit Menschen nicht so viel Angst vor Pflegebedürftigkeit haben.“
Dass evangelische und katholische Repräsentanten unisono Kuschs Handeln verurteilen, sei ein wichtiger Schritt für das christliche Miteinander in Deutschland:
„Ich denke, das ist ökumenisch wirklich ein Schulterschluss, das ist gar keine Frage. Wir sind in vielen Dingen viel einiger, ich denke immer, es verbindet mehr als uns trennt.“
(dr 10.07.2008 bp)








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